Selbstverbrennung: Schellnhubers Blick aufs Ganze

Schellnhuber, Hans J. : Selbstverbrennung
Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff

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Link zur hörenswerten Buchbesprechung im DLF

Alarmierender Report über die selbstzerstörerischen Folgen einer ungebremsten Erderwärmung Um jedes Zehntelgrad zu kämpfen lohne sich, davon ist Deutschlands wichtigster Klimaforscher mit internationaler Reputation überzeugt. Er streitet seit Jahrzehnten darum, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dem Klimawandel und seinen dramatischen Folgen endlich ins Auge sehen – und alles daran setzen, ihn aufzuhalten. In einem brisanten Thesenbuch spitzt er seine Kritik noch einmal zu: Nach derzeitigem Wissensstand bewegt sich unsere Zivilisation nicht auf die oft genannte selbstverbrennungTitelBuchZwei-Grad-Grenze, sondern viel dramatischer auf eine Erwärmung von 3 bis 4 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu. Die fortgesetzte Verbrennung fossiler Energieträger droht zum kollektiven Suizid zu führen. Hans Joachim Schellnhuber fasst das aktuelle Wissen in aller Schärfe zusammen, damit die Politiker auf der Schicksalskonferenz in Paris im Spätherbst 2015 die letzte Chance zum Umsteuern ergreifen.

 

Interview in DER TAGESSPIEGEL 2.11.2015

Klimaschutz “Der Reichtum zerstört die Umwelt”

15:24 UhrVon

Der Potsdamer Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber über sein Buch “Selbstverbrennung” und warum er der evangelischen Kirche im Lutherjahr eine Debatte über ihren Fortschrittsbegriff nahe legt.

Herr Schellnhuber, Sie bezeichnen ihr neues Buch „Selbstverbrennung“ als ihr „Vermächtnis“. Darin verbinden Sie ihre naturwissenschaftliche Forschung mit den gesellschaftlichen Realitäten. Das hat in diesem Jahr auch der Papst mit seiner Schrift „Laudato Si!“ getan. Hat es Sie überrascht, dass ausgerechnet die katholische Kirche sich damit auf die Seite der Klimaforschung geschlagen hat?

 

Es hat mich deshalb nicht überrascht, weil ich in den vergangenen Jahren mehrfach Gelegenheit hatte, über die Pontifikal-Akademie Informationen in die Debatte einzuspeisen. Die Kirche hat die Erkenntnisse der Klimawissenschaft klar zur Kenntnis genommen und akzeptiert. Der zweite Grund, warum mich das nicht überrascht hat, ist der Papst selbst. In dem Moment, in dem er den Namen Franziskus angenommen hat, war das natürlich auch Programm: Franz von Assisi ist der interessanteste Heilige der katholischen Kirche. Die Solidarität mit den Schwachen, den weniger Talentierten, den Armen sowie die Harmonie mit der Natur waren seine großen Themen vor 800 Jahren, und dieser Papst hat genau das aufgegriffen. Er ist ein Visionär – und ein tapferer Mann. Das muss man im Vatikan übrigens auch sein.

Die andere große Kirche, die evangelische, hat sich in Deutschland dem Umweltthema schon früh zugewandt. Andererseits hat der Protestantismus mit seinem Arbeitsethos aber auch einiges zur Zerstörung des Planeten beigetragen. Wie sehen Sie die Umweltdiskussion in der evangelischen Kirche?

Man kann nicht sagen, dass der Umweltdiskurs dort nicht stattfindet. Aber die wahre Leidenschaft ist bisher nicht entstanden. Das Klimathema gehört irgendwie zum thematischen Kanon eines Seelsorgers, der die spirituelle Betrachtung der Welt vollzieht. Aber ich glaube auch, dass die evangelische Kirche, ähnlich wie die deutschen Gewerkschaften, ein Problem mit ihrem Fortschrittsbegriff hat: der Glaube an die permanente materielle Wohlstandssteigerung. Das Luther-Jubiläum 2017 wäre ein guter Zeitpunkt, um zu fragen: Braucht nicht auch die evangelische Kirche einen neuen Fortschrittsbegriff, der eher die Bewahrung der Schöpfung in den Vordergrund rückt als die immerwährende Expansion der fleißigen, unermüdlich schaffenden  Menschen über die Erde,. Vielleicht finden sie Erfüllung in der Arbeit – aber kein Glück.

Die Frage, wie Armut überwunden werden kann, ohne den Klimawandel weiter anzufeuern, ist allerdings von beiden Kirchen nicht wirklich beantwortet. Wie sehen Sie das: Verhindert Klimaschutz die Überwindung von Armut? Oder verhindert der Klimawandel die Überwindung der Armut?

Diese Frage hat mich jahrelang gequält. Franziskus macht ja etwas sehr Geschicktes: Er referiert die Aussagen ganzer Gruppen von Bischöfen und Kardinälen. Er ist ein extrem guter Diplomat – anders  könnte er auch als tapferer Mann kirchenpolitisch nicht überleben. Aber die Widersprüchlichkeit ist zu spüren. Steht Umwelt, die Bewahrung der Natur wirklich gegen die Entwicklungschancen der Mehrheit der Menschen? Inzwischen bin ich zu einer klaren Antwort gekommen: Es ist kein Gegensatz, ganz im Gegenteil! Es ist nicht die Armut, die die Umwelt zerstört. Es ist der Reichtum. Es ist die oberste Wohlstandsmilliarde der Menschen, die den Klimawandel verursacht. Die unterste Milliarde wird vielleicht Feuerholz suchen, aber bei der Zerstörung der Erde fällt das nicht ins Gewicht. Natürlich gibt es einen Druck auf die regionalen Ökosysteme. Aber selbst der wird stärker von multinationalen Agrarkonzernen ausgeübt – wie etwa beim Sojaanbau oder beim Anlegen von Palmölplantagen – als von der lokalen Bevölkerung. Die zweite große Verfälschung der Wirklichkeit liegt in der Behauptung, dass man um der Armen willen die Entwicklung, also etwa den Bau von Kohlekraftwerken, vorantreiben müsse. In Indien beispielsweise entlarvt sich das als blanke Schutzbehauptung. Zu der Vorstellung, dass man die letzte Inderin oder den letzten Inder irgendwo in einem abgelegenen Ort mit einem zentralen Stromnetz erreichen könnte, kann ich nur sagen: Viel Glück, da könnt Ihr lange warten. Die zusätzliche Elektrifizierung durch Kohlekraftwerke dient vor allem der Ober- und Mittelschicht. Die Armen werden gewissermaßen als menschliches Schutzschild verwendet, um eine Industriepolitik voran zu treiben, die den Eliten nützt. Das, was das Klima schützt, nützt zumeist auch den Armen: Also erneuerbare, dezentrale Energien, Recycling und ein effektiverer Umgang mit Ressourcen. Es ist für mich eine wichtige Erkenntnis, dass das, was zusammengehört, auch faktisch zusammenpasst.

Die neue soziale Frage?

Es ist jedenfalls nicht mehr der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Es geht inzwischen um den Ausgleich zwischen den heutigen und künftigen Generationen sowie zwischen Zentrum und Peripherie. Der Gegensatz besteht zwischen denen, die wirtschaftliche Macht besitzen, und die leben im Jetzt, und den „Unterliegern“ im Sinne eines Flusses, die keine Chance haben, an der Verteilung mitzuwirken. Eine Sozialdemokratie heute sollte die soziale Frage so stellen: Wie teile ich mit denen, die noch nicht geboren sind? Und: Wie teile ich mit denen, die an den Rändern der Weltwirtschaft vegetieren und bestenfalls als Zulieferer in den Sweat Shops in Kambodscha oder Bangladesch zählen. Das ist die himmelschreiende soziale Frage der Gegenwart, und erst, wenn die Sozialdemokratie diese Solidarität neu begreift, werde ich sie auch wieder Ernst nehmen.

Sie haben es in der Klimadebatte mit dem Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderung (WBGU) aber auch durch ihre Beratertätigkeiten geschafft, das Zwei-Grad-Ziel als Orientierungspunkt zu etablieren. Die globale Temperatur sollte nicht über die Zwei-Grad-Marke im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung steigen. Wie ist Ihnen das gelungen?

Wenn man eine Einsicht gewonnen hat, muss man beharrlich zu ihr stehen. Aber man muss auch ein bisschen Glück haben. Man muss Ohren finden, die sich öffnen, wenn man redet, und es müssen wichtige Ohren sein. Das kann man nicht planen. Aber, die Kraft von Ideen ist größer, als allgemein angenommen wird. Sie gehen ihren Weg. Langsam, manchmal beschleunigt durch Naturereignisse. Das ist kein Trost, weil wir beim Klimawandel auf jede Stunde angewiesen sind, um zu handeln. Trotzdem ist Geduld notwendig. Doch man muss die Entscheidungsträger auch nerven. Man muss immer wieder nachfragen. Oft wird man abgewimmelt, oder es wird ausgewichen. Man muss dann halt weiter nerven. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel beim 20-Jahres-Kongress des WBGU sehr schön formuliert. Sie hat gesagt: „Fallen Sie uns auch weiterhin auf den Wecker. Das ist Ihre Aufgabe.“

Allein in meiner Lebenszeit hat sich die Welt gewaltig verändert. Den Mauerfall hatte ich nicht erwartet, oder das mobile Geld in Kenia. Heißt das im Umkehrschluss nicht auch: Veränderungen können auch ganz schnell passieren?

Die nicht-linearen und abrupten Entwicklungen in der Gesellschaft sind vielleicht sogar noch interessanter als die in der Natur. Und das ist ein Grund zur Hoffnung. In Paris wird es wohl einen bescheidenen Verhandlungserfolg geben, aber keinen Anlass, uns entspannt zurückzulehnen. Aber das Tempo, in dem Innovationen stattfinden, hat sich seit dem Beginn der Industrialisierung gewaltig beschleunigt. Und das geschieht auch im Augenblick: Das neue System, das überlebensfähige, also die erneuerbaren Energien, zerstören das alte System. Das ist bereits tot, hat es aber noch nicht wahrgenommen.

Moralisch überholt.

Auch ökonomisch und technisch. Da kommt die Psychologie der Investoren ins Spiel. Wenn eine Idee ganz neu ist, und der Marktanteil klein, dann ist sie nicht attraktiv, weil man das Neue als Spinnerei und riskant abtut. Wenn der Anteil mal mehr als ein Drittel oder schon die Hälfte ist, ist die Idee nicht mehr interessant, weil es quasi alle machen. Aber im Moment kippt das System. Die Investitionen werden aus den fossilen Geschäften wie der Kohle abgezogen und in erneuerbare Energien gesteckt. Wenn ein Investor die Wahl hat, in ein neues Kohlekraftwerk zu investieren, oder in ein großes Solarkraftwerk, dann ist völlig klar, was der Investor tun wird. Alles kann sehr schnell gehen und das muss es auch. Denn mit den normalen Raten an Innovation, Effizienzsteigerung und so weiter, werden wir die Zwei-Grad-Linie nicht halten. Die Entwicklung muss also nicht-linear verlaufen. Das fossil-nukleare System dürfte implodieren wie die Sowjetunion implodiert ist. Es könnte allerdings auch anders herum kommen, dass wir nämlich zurück ins alte System schwingen. Und dann sehe ich schwarz für die Menschheit.

Ist Klimaschutz nur Politik und Wirtschaft?

Wir Verbraucher treffen täglich Konsumentscheidungen mit großen Auswirkungen auf das Klimasystem. Wenn wir alle nur noch einmal in der Woche Fleisch essen oder sogar ganz darauf verzichten würden, hätte das einen unmittelbaren Klimanutzen – und würde Landkonflikte mindern, weil weniger Anbaufläche für Viehfutter gebraucht würde. Eigentlich gibt es genug fruchtbare Böden auf der Welt, um alle zu ernähren. Ich will weg davon, dass man immer bequem mit dem Finger auf andere deutet: das System, das Kapital, die Firmen. Ja sicher. Aber selbst die größten Konzerne brechen zusammen, wenn die Kunden sie meiden. Sehr viele Kleininvestoren können scheinbar übermächtige Institutionen in die Knie zwingen. Deshalb plädiere ich ja auch für den Klimaschutz als Weltbürgerbewegung.

Die Konsumenten haben Macht, das ist wahr. Aber oft sind sie allein und nicht organisiert.

Klimaschutz muss zweifellos auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Natürlich braucht es die politische Ebene. Auch Führungsstärke ist nötig. Aber eben vor allem die Verantwortung des Einzelnen.

Hoffnungsschimmer

Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell stoppt die Suche nach Öl in Alaska. Als Gründe nannte Shell mangelnden Erfolg und zu hohe Kosten. “Die Quelle wird versiegelt und verlassen.” Weitere Bohrungen seien dort in “absehbarer Zukunft” nicht geplant, teilte das Unternehmen in London mit.
Ein großer Erfolg der weltweiten Umweltbewegung. Am Samstag vorher noch hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace in mehr als 40 deutschen Städten gegen die Ölbohrungen von Shell in der Arktis protestiert. An den Tankstellen des Unternehmens klebten Aktivisten Protestaufkleber an Zapfsäulen und Werbeplakate.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid: “Wenige Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Paris bohrt Shell nach Öl in der Arktis. Das zeigt die Rücksichtslosigkeit, mit der der Konzern an einem überkommenen Geschäftsmodell festhält.” Shell müsse “die klimapolitische Amokfahrt” stoppen.

Und jetzt ist STOPP.

Die finanziellen Belastungen für den Stopp bezifferte Shell auf etwa drei Milliarden US-Dollar, bezogen auf den Buchwert des Projektes. Weitere 1,1 Milliarden Dollar dürften für künftige Vertragsverpflichtungen anfallen.

Na also “geht doch”

Von Harpstedt nach Wildeshausen sind am Monatg, 5. Oktober 2015, knapp 50 Klimapilger gewandert. Die Wanderer wollen mit der Aktion „Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ für Klimagerechtigkeit bei der UN-Klimakonferenz in Paris eintreten.

Fotos: Ruth Kuczka

„Wenn jemand zu Fuß durch Länder wandert, will er sehen, was der Klimawandel mit dem Land und den Leuten macht und was getan werden muss“, erklärt Pastorin Elisabeth Saathoff. Das ist einer der Gedanken, die hinter der Aktion „Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ stehen.

In Flensburg startete die Aktion am Sonntag, 13. September 2015. Zur UN-Klimakonferenz in Paris wollen die Wanderer am 28. November 2015 ankommen. Wolfgang Zarth aus Hamburg will den ganzen Weg zurücklegen: „Es bestärkt mich mit Gleichgesinnten zusammenzusein und nicht immer nur als Spinner zu gelten, weil ich Fahrrad fahre und im Winter auch Zuhause einen Pullover trage und dafür die Heizung nicht voll aufdrehe.“

Auf der Internetseite der Aktion „Geht doch!“ können sich Interessierte für einen Pilgertag oder längere Wegabschnitte anmelden.

Science: Hilfe, es reicht bei weitem nicht

Quelle:Siencemag.org

Die internationale Staatengemeinschaft haben Verpflichtungen zur Reduzierung der Treibhausgase abgegeben. Viel zu wenig. Mit diesen schon sehr wackeligen Zusagen würde wahrscheinlich die globalen Durchschnittstemperaturen bis zum Jahr 2100 um 3,5 ° C steigen. Diese Modellierungsergebnisse wurden aktuell in Science veröffentlicht. Das ist weit mehr als die 2 ° C die von vielen politischen Entscheidungsträgern und Forschern als höchster Grenzwert nach gerade so verkraftbar angesehen werden.

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Die Analyse, ca. 2 Monate vor dem Treffen der Vereinten Nationen zu Verhandlungen für ein globales Klimaabkommen in Paris veröffentlicht, konzentriert sich auf die Emissionswerte, die die Staaten bisher zugesagt haben. Sie werden offiziell INDCs [intended nationally determined contributions] genannt. Bisher haben etwa 72 Staaten die für rund 65% der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, INDCs eingereicht (mehr als 190 Nationen sollen sich beteiligen.) Größere Emittenten , die noch nicht abgegeben haben, sind Indien, Iran, Indonesien, Saudi-Arabien, Südafrika, Thailand, Türkei, Ukraine und Pakistan.

Mehr Infos auch bei  http://climateactiontracker.org/. Dort werden die INDCs mit Kriterien aus vielen unterschiedlichen Studien abgeglichen.

350.org Aktionsplan Pariser Klimagipfel

RtP-Timeline-GraphicMehr Infos auf der Website con 350.org

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Meldung des ersten “Power Through Paris workshop” in Europa: Josefsstr. 12 in Mainz/Germany am 11 Oktober 2015.

Anmeldung in Mainz am 1. November

 

350.org ist eine vom US-amerikanischen Autor und Umweltaktivisten Bill McKibben gegründete internationale Klimaschutz-Organisation. Ziel von 350.org ist der Aufbau einer weltweiten Graswurzelbewegung zum Klimaschutz. Neben der Bewusstseinsbildung hinsichtlich der menschengemachten globalen Erwärmung sowie der Folgen des Klimawandels, geht es der Organisation auch darum, die Argumente von Klimaskeptikern wissenschaftlich zu widerlegen.

350.org entlehnt seinen Namen einer 2008 veröffentlichten Studie des NASA-Klimaforschers James Hansen, die besagt, dass der Gehalt von Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre 350 parts per million (ppm) nicht überschreiten darf, wenn das 2-Grad-Ziel erreicht und ein Kippen des globalen Klimasystems mit irreversiblen Folgen verhindert werden soll.[1][2] Da der derzeitige Wert mit rund 400 ppm bereits deutlich über der von Hansen genannten Grenze liegt, fordert 350.org eine sofortige und drastische Reduktion der CO2-Emissionen[3], den Verbleib von 80 Prozent aller weltweiten fossilen Brennstoff-Reserven im Boden[4] sowie das Binden von bereits in der Atmosphäre befindlichem CO2 mittels Geo-Engineering.

Im September 2014 wurde die Organisation, gemeinsam mit Ihrem Gründer Bill McKibben, mit dem Right Livelihood Award, dem sog. Alternativen Nobelpreis, „für die erfolgreiche Mobilisierung einer wachsenden zivilgesellschaftlichen Bewegung für weitreichende Maßnahmen gegen den Klimawandel in den Vereinigten Staaten und weltweit“ ausgezeichnet.

Quelle: Wikipedia.de

Schicksalsjahr für den Klimaschutz: Jetzt oder nie!

Beim UN-Klimagipfel Ende 2015 in Paris geht es darum, ein international verbindliches Klimaschutzabkommen zu beschließen. Begrenzen wir die Erderwärmung nicht auf 2 Grad, werden die Folgen der Klimakrise unbeherrschbar. Deshalb setzen wir auf Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Der Klimakiller Kohle gehört abgeschaltet. Geh mit uns im Klimaherbst auf die Straße, um ein starkes Signal für den Klimaschutz zu setzen!

2015 ist ein entscheidendes Jahr für den Klimaschutz. Auf der Klimakonferenz in Paris ringen die Staaten der Welt um ein neues Klimaabkommen und eine gemeinsame Antwort auf die globale Klimakrise. Hierfür sind Pioniere unerlässlich, die zeigen: Klimaschutz und eine sichere Energieversorgung sind vereinbar. Doch in Deutschland steht die Bundesregierung vor dem Offenbarungseid, ihre selbstgesteckten Klimaschutzziele deutlich zu verfehlen.

Für uns  ist klar: Wir müssen jetzt handeln, um unseren Planeten für uns und unsere Kinder lebenswert zu erhalten. Erste Folgen der Klimakrise sind heute schon spürbar durch verdorrte Ernten, gefährliche Fluten und entfesselte Wirbelstürme. Nichthandeln ist sehr viel teurer als Handeln. Zudem stellt die Klimakrise eine Gefahr für Frieden und Stabilität dar. Deshalb müssen wir es schaffen, den globalen Temperaturanstieg auf höchstens 2 Grad zu begrenzen. Dafür muss ein Großteil der weltweiten Vorräte an Kohle, Öl und Gas im Boden bleiben.

Wir wollen, dass Deutschland wieder Vorreiter wird beim Klimaschutz. Wir wollen alte, dreckige Kohlemeiler schrittweise vom Netz nehmen und sie durch den schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien und deutlich mehr Energieeffizienz ersetzen.

Unsere Forderungen für das Abkommen in Paris:

  • Das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens 2 Grad Celsius zu begrenzen, muss völkerrechtlich bindend verankert werden.
  • Es braucht ein Bekenntnis zu „Raus aus den fossilen und rein in die erneuerbaren Energien“.
  • Die internationale Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen muss für mehr Klimagerechtigkeit zwischen Nord und Süd ausgebaut und gestärkt werden.

Dafür gehen wir im Klimaherbst 2015 auf die Straße und wollen mit unserer Präsenz ein starkes Signal im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris setzen!

Kommt mit uns zu folgenden Großveranstaltungen:

  • 26. September: Bundesweiter Aktionstag der Klima-Allianz
  • Ende November: Europaweite Aktionen anlässlich der Klimakonferenz in Paris
  • 12. Dezember: Großdemo für verbindliche Klimaschutzziele in Paris

Nähere Informationen zu den Demos und Aktionstagen verlinken wir jeweils sobald sie uns vorliegen. Außerdem wird es Materialien und Aktionsvorschläge geben.

Kohleausstieg jetzt!

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Schockierendes Interview mit James Hensen in CNN

Es kommt viel schneller, sehr viel dicker als gedacht – wenn wir nicht endlich ernsthaft, radikal und schnell handeln.

 

 

James Hansen ist immer für eine Überraschung gut. In jedem Fall horcht alle Welt auf, wenn sich der umtriebige Klimawissenschaftler (ehemals NASA, jetzt am Earth Institute der Columbia University) zu Wort meldet. Und das hat er jetzt wieder: Nur wenige Monate vor dem Klimagipfel in Paris veröffentlicht er eine gemeinsam mit anderen Wissenschaftler/innen verfasste Studie zum Meeresspiegelanstieg. Interessanterweise ist die Studie nicht – wie sonst eher üblich – „peer reviewed“, sondern das wissenschaftliche Review findet live und öffentlich zu verfolgen als interaktive Diskussion auf der Website des Open Access Journalis Atmospheric Chemistry and Physics Journals statt.

Hansen selbst begründet dieses Vorgehen mit dem Zeitfaktor: Die Ergebnisse seien dermaßen alarmierend, dass man es sich schlicht nicht leisten könnte, Monate zu warten, bis sie veröffentlicht werden. Die Politik soll vor dem Klimagipfel in Paris Kenntnis haben von dem, was er und sein Team herausgefunden haben.

Die Studie wird bereits seit Tagen in den Medien diskutiert, u.a. in der Washington Post und in der Huffington Post. Die beunruhigenden Fakten, die die Wissenschaftler/innen auf den Tisch legen: Erdgeschichtlich haben Zeiten, in denen es nur 1°C wärmer war als heute, zu einem Meeresspiegelanstieg von 5 bis 9 Metern geführt. Das liegt wohl an der Erwärmung der Ozeane, mit denen die Eisschollen Kontakt haben. Wir können uns laut Hansen auf mehrere Meter Meersspiegelanstieg in den kommenden 50 Jahren sowie erhebliche Stürme einstellen. Das liegt weit über den Annahmen des letzten Sachstandsberichts des Weltklimarats.

Hansen und sein Team kommen zum Schluss:

„We conclude that 2 °C global warming above the preindustrial level, which would spur more ice shelf melt, is highly dangerous.“

Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung sind auch die Expert/innen des „Structured Expert Dialogue (SED)“ der UN Klimarahmenkonvention (UNFCCC) gekommen. Sie haben im Mai 2015 ihren technischen Bericht vorgelegt, nachdem sie zwei Jahr lang geprüft hatten, wie adäquat das 2°C-Ziel ist

Was machen unsere Staats- und Regierungschefs und -chefinnen nun, wenn ihnen die Wissenschaft auf der einen Seite erklärt, dass das 2°C-Limit weder ein Ziel sein sollte noch uns in irgendeiner Weise ausreichend vor katastrophalem Klimawandel schützen wird, und auf der anderen Seite die Stimmen derjenigen lauter werden, die sagen, das 2°C-Ziel sei politisch und technologisch nicht zu halten; man müsse sich halt auf einen „Overshoot“ einstellen und planen, mit Geoengineering zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre zu holen?

Darauf gibt es keine einfache Antwort. Aber zumindest ein paar einfache Nachfragen seien erlaubt: Was bitteschön ist denn „politisch realistisch“? Ist es politische realistisch, eine Welt mit einem 10 Meter höheren Meeresspiegel, häufigen Extremwetterereignissen und Milliarden von Klimaflüchtlingen zu „managen“? Ist es politisch realistischer, dass sich die Regierungen kleiner Inselstaaten und Bürgermeister/innen großer Küstenstädte um die Umsiedlung von Millionen von Menschen kümmern, als dass sich ein paar Millionen Europäer/innen, Nordamerikaner/innen, Australier/innen und Japaner/innen mit weniger und sauberer Energie sowie weniger Flugreisen zufriedenstellen lassen?

Ja, eine schnelle, radikale und endgültige Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und Lebensweisen ist möglich. Schwer dabei ist nur die Überwindung des Widerstands derjenigen, die dabei viel zu verlieren haben.

Klimaherbst 2015

Kommt mit uns zu folgenden Großveranstaltungen:

26. September: Bundesweiter Aktionstag der Klima-Allianz

Ende November: Europaweite Aktionen anlässlich der Klimakonferenz in Paris

12. Dezember: Großdemo für verbindliche Klimaschutzziele in Paris

Nähere Informationen zu den Demos und Aktionstagen verlinken wir jeweils sobald sie uns vorliegen. Außerdem wird es Materialien und Aktionsvorschläge geben.
Kohleausstieg jetzt!

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Unsere Forderungen für das Abkommen in Paris:

  • Das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens 2 Grad Celsius zu begrenzen, muss völkerrechtlich bindend verankert werden.
  • Es braucht ein Bekenntnis zu „Raus aus den fossilen und rein in die erneuerbaren Energien“.
  • Die internationale Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen muss für mehr Klimagerechtigkeit zwischen Nord und Süd ausgebaut und gestärkt werden.

Dafür gehen wir im Klimaherbst 2015 auf die Straße und wollen mit  Präsenz ein starkes Signal im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris setzen!

taz: 2-Grad-Ziel adios

Bernhard Pötter, taz Redakteur für Wirtschaft und Umwelt begräbt in der taz Ausgabe vom 9. Mai 2015 das 2-Grad-Ziel. Ich glaube fürchterliche Wahrheit ist: er hat recht.

Seine Argumente:

Die Beschwörungsformel ist immer die gleiche: „Das 2-Grad-Ziel ist eine Herausforderung, aber immer noch machbar!“. Egal ob von der Weltbank, der UNO oder den Thinktanks – noch, so die Zuversicht, lässt sich die Erderwärmung unter der magischen Grenze von 2 Grad Celsius halten und der Klimawandel damit beherrschen.

Falsch, sagen nun immer mehr Experten und Analysten. Für sie ist das 2-Grad-Ziel tot und wird von der Politik nur noch künstlich am Leben erhalten. Längst seien die weltweiten Emissionen zu hoch, soeben erst ist die Konzentration des Klimagases CO2 wieder mal auf einen neuen Rekordwert geklettert.

Damit gerät die Grundlage der UN-Klimaverhandlungen ins Wanken. Und diese Woche setzte Oliver Geden, Klimaexperte bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) noch einen drauf: Die Wissenschaftler riskierten ihren guten Ruf, wenn sie das Spiel weiter mitmachen, schreibt Geden in der Zeitschrift Nature: „Die Klimaberater müssen ihre Integrität bewahren“, fordert er. Statt „falschen Optimismus zu verbreiten, müssen sie ihre intellektuelle Unabhängigkeit und Ergebnisse verteidigen – egal wie politisch unbequem diese sind.“

Für Geden leisten die Wissenschaftler Beihilfe zu einer Politik, die Entscheidungen scheut: „Die Politiker sind erfreut, zu hören, dass selbst nach 20 Jahren steigender Emissionen das 2-Grad-Ziel theoretisch noch in Reichweite liegt. Sie ignorieren einfach das Kleingedruckte der IPCC-Berichte.“ Jedes Jahr würden die Szenarien der Forscher in ihren Annahmen optimistischer, kritisiert der Politologe.

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Radikale Umgestaltung nötig

Seine Kritik teilen weltweit viele renommierte Forscher und in persönlichen Gesprächen auch viele Klimadiplomaten. Für EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete wäre die Klimakonferenz von Paris im Dezember nun schon „kein Fehlschlag“, wenn sie nur einen Fahrplan zu 2 Grad, aber nicht die dafür nötigen Emissionen festschriebe.

Die Zweifel am zentralen Ziel im Klimaschutz kommen zur unpassenden Zeit. Gerade läuft die diplomatische Maschine für Paris warm: Lange Texte werden eingedampft, Verbündete gesucht, das Thema wird auf die Tagesordnung der G 7 gesetzt. Alles mit einem Fokus: 2 Grad. Darauf zielen auch die Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz, die die Staaten derzeit bei den UN abgeben.

Deshalb bemüht sich auch das Klima-Sekretariat der UN, das Feuer auszutreten: „Es gibt keinen Grund, dieses Ziel aufzugeben“, erklärt Sprecher Nick Nuttall. „Die internationalen Bemühungen müssen uns so weit entfernt wie möglich von dieser Grenze halten.“ Die UN-Experten haben gerade einen internen Bericht vorgelegt, der das Dilemma zusammenfasst. „Das 2-Grad-Ziel ist machbar und hat großen zusätzlichen Nutzen“, heißt es da.

Nötig sei dafür allerdings „ab sofort eine radikale Umgestaltung (tiefgehende Abkehr von der fossilen Wirtschaftsweise) und nicht nur leichte Veränderung aktueller Trends.“ Wer an eine solche schnelle radikale Umgestaltung glaubt, glaubt auch an das 2-Grad-Ziel. Wer nicht, der nicht.

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Drastische Sofortmaßnahmen

Es ist eine akademische Debatte mit sehr konkreten Auswirkungen. Denn die „two degrees“ gelten als Meisterwerk der politischen Kommunikation. Es hat eine schwammige Formulierung aus der Klimarahmenkonvention von 1992 („gefährlichen menschengemachten Klimawandel verhindern“) in ein konkretes Ziel umgewandelt. Doch inzwischen wäre es nur noch mit drastischen Sofortmaßnahmen zu erreichen. Das hat 2014 in aller Deutlichkeit der jüngste Bericht des UN-Klimarats IPCC beschrieben.

Das Gremium, in dem Wissenschaftler und Delegationen aller UN-Staaten die Zusammenfassungen abstimmen, macht klar: Die Emissionen, die bisher jährlich um etwa 2 Prozent zunehmen, müssten schnell um bis zu 6 Prozent pro Jahr sinken, was außer in Kriegszeiten noch nie passiert ist. Der Anteil von Wind-, Atom- und Solarenergie weltweit müsste sich bis 2030 verdoppeln bis verdreifachen, riesige Wälder aufgeforstet werden und umstrittene und unerforschte Techniken wie die Speicherung von Kohlendioxid (CCS) ab 2050 in großem Stil eingeführt werden.

Vor allem an der Speicherung mit dem Kürzel BECCS (Bio-Energie mit CCS) und dessen „negativen Emissionen“ entzündet sich die Kritik. Die Idee: Bäume filtern CO2 aus der Luft, das Holz wird in Energie umgewandelt und das CO2 aus ihrer Verbrennung gespeichert – unterm Strich würde damit der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen. Ob diese Technik im großen Maßstab machbar und bezahlbar ist, bleibt völlig unklar. Um wirksam zu werden, würden dafür allerdings „500 Millionen Hektar benötigt, 1,5-mal die Fläche Indiens“, schreibt Geden.

Auch andere Wissenschaftler haben darauf hingewiesen, wie zweifelhaft es sei, auf „negative Emissionen zu wetten“, so Sabine Fuss vom Berliner Mercator Institut für Klimawandel. Werden die Flächen nicht für Lebensmittel oder als Lebensraum für Tiere und Pflanzen gebraucht? Gibt es genug Wasser für den Anbau und genug sichere Lagerstätten? Akzeptiert die Bevölkerung die Kosten und die Technik?

Kritik von allen Seiten

Die Wissenschaftler des IPCC wehren sich gegen den Vorwurf, sie lieferten der Politik ein Alibi fürs Nichtstun. „Wer meint, wir würden uns bei der Politik lieb Kind machen, hat die Diskussionen nicht mitbekommen“, meint Ottmar Edenhofer. „Wir haben uns da im Gegenteil extrem unbeliebt gemacht.“ Edenhofer ist Klima-Ökonom, Vizechef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Kovorsitzender der Arbeitsgruppe 3 des IPCC, die zu diesen Fragen arbeitet.

„Wir haben die Bedingungen formuliert, unter denen das 2-Grad-Ziel zu erreichen ist“, sagt Edenhofer. „Dafür müssten die Emissionen drastisch sinken, wir brauchen mittelfristig einen globalen Preis für CO2, negative Emissionen, großflächige Aufforstung und massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Was die Politik davon umsetzt, ist ihre Entscheidung.“

Die Optionen liegen auf dem Tisch und viele der IPCC-Szenarien erreichen unter diesen Umständen das 2-Grad-Ziel. Edenhofer bestreitet, dass die Politik die Wissenschaftler zu positiven Rechnungen gedrängt habe. „Unsere Aufgabe besteht nicht darin, die Untätigkeit der Politik in den Szenarien schon vorwegzunehmen. Damit würden die Szenarien zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Bei allen Gesprächen mit den Regierungen habe ich klargemacht: Wir sind auf einem Pfad weit über 2 Grad, sogar auf dem Weg in eine 4-Grad-Welt.“ Er findet es eine „absurde Debatte“, ob das 2-Grad-Ziel aufzugeben sei. „Was kommt danach, eine Diskussion um das 3-Grad-Ziel?“

Auch vom anderen Ende der Welt kommt Kritik am 2-Grad-Ziel. Es sei „unangemessen“ und die UN sollten es überdenken, erklärte letzte Woche das Climate Vulnerable Forum in Manila. In ihm sind 20 Länder wie Kenia, Vietnam, Barbados oder Bangladesch zusammengeschlossen, die besonders verwundbar gegenüber dem Klimawandel sind. Sie lehnen das Ziel allerdings aus einem anderen Grund ab: Es ist ihnen zu hoch. Der Anstieg um 2 Grad sei „eine ernste Bedrohung für fundamentale Menschenrechte“. Schon 2 Grad, heißt es etwa aus Bangladesch, „verurteilen viele Millionen von armen Menschen in den Entwicklungsländern zum Elend.“

Tropic Ice-Places of climate change in dialog

Die Fotografin und Künstlerin Barbara Dombrowski arbeitet an einem Projekt über den Klimawandel in Grönland und dem Amazonas. 2013 hat sie eine Ausstellungsinstallation vor Ort gemacht und dokumentiert. Das Video und einige Bilder wurden schon beim Peoples Climate March in Berlin gezeigt. Barbara Dombrowski möchte damit auch nach Paris.

Tropic Ice-Places of climate change in dialog from Barbara Dombrowski on Vimeo.