Umfassende menschliche Tragödie

  • In Lindau versammelte Nobelpreisträger fordern in einer gemeinsamen Erklärung ein entschlossenes Vorgehen angesichts des Klimawandels.
  • Genau 60 Jahre zuvor war in Lindau mit dem “Mainauer Manifest” vor den Gefahren durch Kernwaffen gewarnt worden.
Von Johanna Pfund SZ 3. Juni 2015

Zeit für weitere unverbindliche Absichtserklärungen gibt es nach Ansicht der Wissenschaftler nicht. “Wir können keine weiteren fünf Jahre so weitermachen”, sagte Schmidt. Er und seine Mitstreiter Steven Chu (Nobelpreis für Physik 1997 und von 2009 bis 2013 US-Energieminister), Peter Doherty (Nobelpreis für Medizin 1996), David Gross (Nobelpreis für Physik 2004) und George Smoot (Nobelpreis für Physik 2006) sind sich darin einig, dass die Daten alarmierend seien. Manche Regionen, etwa im Himalaya, litten bereits jetzt unter den Folgen der Klimaerwärmung, dazu kämen Dürren wie in Indien oder im mittleren Westen der USA. “Wenn wir dem nicht entgegensteuern, so wird die Erde schließlich nicht mehr in der Lage sein, den Bedürfnissen der Menschheit gerecht zu werden und unsere ständig zunehmende Nachfrage nach Nahrung, Wasser und Energie zu decken. Und dies wird zu einer umfassenden menschlichen Tragödie führen”, heißt es im Deklarationstext (hier finden Sie die vollständige Erklärung der Preisträger).

Welche Folgen die Erwärmung der Erde hat, das können auch die Wissenschaftler nicht genau vorhersagen. Es gebe große Risiken, sagte Chu, doch auch viele Unsicherheiten. Man könne aber nicht weiterhin abwarten. “Wollen wir weitere 50 Jahre warten, um uns absolut sicher zu sein, was passieren wird?” Die notwendigen Technologien, um Energie zu sparen und damit den Ausstoß von Kohlendioxid zu begrenzen, seien vorhanden. Kosten entstünden vor allem durch weiteres Zögern, betonte Chu.

In der Pflicht sieht die Gruppe der Nobelpreisträger vor allem die Regierungen der beiden größten Umweltsünder, USA und China. Eines der größten Probleme sei es, Gerechtigkeit beim Energieverbrauch zu schaffen. Internationale Standards könnten Abhilfe schaffen. Der Klimawandel müsse auf jeden Fall gestoppt werden, erklärte David Gross. “Vor 60 Jahren warnte man hier bei der Tagung vor Atomwaffen, jetzt kommen wieder Preisträger zusammen, um vor dem Klimawandel zu warnen. Der ist eine ähnliche Katastrophe.”

Klimaherbst 2015

Kommt mit uns zu folgenden Großveranstaltungen:

26. September: Bundesweiter Aktionstag der Klima-Allianz

Ende November: Europaweite Aktionen anlässlich der Klimakonferenz in Paris

12. Dezember: Großdemo für verbindliche Klimaschutzziele in Paris

Nähere Informationen zu den Demos und Aktionstagen verlinken wir jeweils sobald sie uns vorliegen. Außerdem wird es Materialien und Aktionsvorschläge geben.
Kohleausstieg jetzt!

Protest-global-warming-prevention

Unsere Forderungen für das Abkommen in Paris:

  • Das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens 2 Grad Celsius zu begrenzen, muss völkerrechtlich bindend verankert werden.
  • Es braucht ein Bekenntnis zu „Raus aus den fossilen und rein in die erneuerbaren Energien“.
  • Die internationale Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen muss für mehr Klimagerechtigkeit zwischen Nord und Süd ausgebaut und gestärkt werden.

Dafür gehen wir im Klimaherbst 2015 auf die Straße und wollen mit  Präsenz ein starkes Signal im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris setzen!

Papst: Letzte Ölung für CO2 Lobby?

Zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche befasst sich eine Enzyklika mit Klimaschutz und Umwelt. Papst Franziskus mahnt in seiner Schrift eine radikale Umkehr an und ein Ende des ‚unersättlichen und unverantwortlichen Wachstums‘.

Tagesthemen: Enzyklika veröffentlicht – PAPST wirbt für Umweltschutz und erneuerbare Energien – 18.06. 2015

#LaudatoSi – Klimaforscher Latif lobt Umweltenzyklika

Kardinal Marx lobt Enzyklika “Laudato si” von Papst Franziskus, nachdem ich den Kardinal noch kurz vorher in Mainz bei einer Veranstaltung der GRÜNEN in der Rheingoldhalle gesehen hatte.

 

USA:  selbst ultrareaktionäre FOX NEWS werden (teilweise) nachdenklich

Der Papst wird von einem sehr merkwürdigen Gast in FOX News andererseits zum “gefährlichsten Menschen auf Erden” erklärt.

CNN: Position des Papstes wird enormen Einfluss haben

CNN bewundert die klare Sprache des Papstes

Wow, positiv überrascht

Union Investment verwaltete per 31. Dezember 2013 ein Vermögen von 206,2 Milliarden Euro. Das ist richtig fett. Mit dabei, die Anlagen meiner “Riesterrente”. Ich habe meiner Bank geschrieben und am 1. Juni eine Antwort bekommen:

AW: Ihre E-Mail vom 27.05.2015 (Vorgang: 1200259)

Sehr geehrter Herr Sczech,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Gern nehmen wir zu den von Ihnen angesprochenen Punkten Stellung:

Klima- und Umweltschutz nehmen wir bei Union Investment sehr ernst. Union Investment steht schon lange mit CO2-intensiven Unternehmen im Dialog und dringt auf Emissionsreduktionen. Wenn große Unternehmen nicht an das Carbon Disclosure Project (CDP) berichten, verweigern wir Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung, denn das ist für uns ein denkbar schlechtes Signal. Darüber hinaus suchen wir den Dialog mit den Unternehmen zum Thema CDP.

Zusätzlich sprechen wir dies auch auf den Hauptversammlungen aktiv an. Beispielhaft haben wir Ihnen eine Passage aus der Hauptversammlungsrede von RWE beigefügt, die unser Fondsmanager Ingo Speich am 23. April 2015 vor den RWE Aktionären in Essen gehalten hat:

“RWE ist nach wie vor der größte Kohlendioxid-Emittent in Europa – ein trauriger Negativrekord! Welche Maßnahmen sehen Sie am effektivsten und dringlichsten an, um den CO2-Ausstoß weiter zu reduzieren? Hohe CO2-Emissionen sind gleichbedeutend mit hohen Kosten, da die Emissionsrechte gekauft werden müssen. RWE muss alles daran setzen, die CO2-Emissionen und damit die Kosten für die Aktionäre zu reduzieren – denn niemand sonst zahlt die Zeche!
Bei der Verringerung der CO2-Emissionen helfen auch die erneuerbaren Energien. RWE ist immer noch das Schlusslicht mit nur 7,5 Prozent der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien. Gibt es Möglichkeiten, auch mit dem künftig geringeren Investitionsbudget den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben? Wie sieht es mit Offshore Wind aus?”

Als aktiver Aktionär nutzen wir gezielt unsere Möglichkeiten. Wir nehmen Einfluss auf strategische Entscheidungen von Unternehmen, in die wir investieren, damit soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt werden. Im Sinne unseres Vote & Voice-Ansatzes führen wir jährlich mehr als 4.000 Gespräche mit Unternehmen und nehmen zirka 1000 Proxy Voting-Rechte wahr. Auf Hauptversammlungen treten unsere Experten als Redner auf und sensibilisieren für Themen wie Coporate Governance, Auswirkungen von CO2-Emissionen auf die Umwelt, Chancen erneuerbarer Energien, Konsequenzen von Rüstungsbeteiligungen und Kapitalmaßnahmen.

Weitere Details wie wichtig Union Investment die Thematik “Nachhaltigkeit” ist, erfahren Sie unter dem folgendem Link auf unserer Homepage: https://unternehmen.union-investment.de/startseite/wofuer-wir-uns-engagieren/anspruch-grundsaetze/nachhaltigkeit.html

Bei Ihrer UniProfiRente sind per 30. April 2015 lediglich 3,1 Prozent im Fonds UniEuroRenta (Basis Wertpapiervermögen) in Anleihen aus den Branchen Energie, Versorgung sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe investiert.

Haben Sie weitere Fragen? Rufen Sie uns einfach an, wir sind gern für Sie da.
Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt am Main

Union Investment Privatfonds GmbH

René Kirsten
Kundenbetreuer

_________________________________
Union Investment Privatfonds GmbH
Weißfrauenstraße 7
60311 Frankfurt am Main
http://www.union-investment.de

 

 

Mein Schreiben vom 27.5.2015:

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

vielen Dank für ihr Schreiben zur Anpassung der Sonderbedingungen für meine Altersvorsorge in der UniProfiRente.

Ich bin sehr besorgt über die realen Bedrohungen durch den Klimawandel und empfinde es moralisch und finanziell falsch, in Unternehmen zu investieren, deren Geschäftsmodelle das Verbrennen von mehr Öl, Gas und Kohle beinhalten.

Ich möchte Sie herzlich um Antworten zu folgenden Fragen bitten:

  • Welcher Anteil meiner UniProfiRente Anlagen wird in Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie investiert?
  • Mit welchen Maßnahmen, falls vorhanden, kann ich sicherstellen, dass meine UniProfiRente Anlagen nicht in Unternehmen der fossilen Brennstoffindustrie investiert werden?
  • Wenn es keine fossile Brennstoff freie Optionen bei Union Investment gibt, werden Sie versuchen in der Zukunft welche anzubieten? Organisationen wie FTSE und MSCI bieten bereits Indizes an, die fossile Brennstoffindustrien ausschließen.
  • Ich möchte, das Union Investment sich zum Ausstieg von den Top-200-Unternehmen mit fossilen Brennstoffen innerhalb von fünf Jahren verpflichtet und etwaige neue Investitionen in diese Unternehmen sofort stoppt. Ich bin besorgt über die finanziellen Risiken, da diese wahrscheinlich gezwungen sein werden, große Teile ihrer bestehenden Reserven in der Erde zu lassen. Analysen zeigen, dass in den letzten Jahren Pensionsfonds, die Anlagen aus fossilen Brennstoffen veräußert haben, finanziell die in fossilen Energieträgern investierten übertroffen haben. 2014 hatte der US-amerikanische Rockefeller Brothers Fund nach intensiven Analysen den Ausstieg aus „fossil fuel investments“ beschlossen.
  • Wenn die Union Investment Privatfonds GmbH sich zur keiner Strategie der Desinvestition aus fossilen Energieträgern verpflichtet, wird sie prüfen das Kohlenstoff-Risiko der Anlagen zu verringern?
  • Gibt es Pläne von Union Investment, eine kohlenstoffarme Wirtschaft durch Investitionen zu fördern?

Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

Reinhard Sczech

 

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Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine im Jahr 2000 in London gegründete Non-Profit-Organisation mit dem Ziel, dass Unternehmen und auch Kommunen ihre Umweltdaten veröffentlichen wie die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen und den Wasserverbrauch. Einmal jährlich erhebt das CDP im Namen von Investoren anhand von standardisierten Fragebögen auf freiwilliger Basis Daten und Informationen zu CO2-Emissionen, Klimarisiken und Reduktionszielen und -strategien von Unternehmen. Das CDP verwaltet die mittlerweile weltweit größte Datenbank ihrer Art.

Mehr als 655 institutionelle Anleger unterstützen das Projekt als so genannte „Signatory Investors“. Zusammen genommen verwalten diese Investoren ein Vermögen von mehr als 78 Billionen US-Dollar und sind damit im Besitz eines Großteils der umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen der Welt. [1] Das CDP ist unabhängig und finanziert sich durch ein breites Spektrum an Sponsoren, außerdem durch Mitgliedsbeiträge und im Rahmen von besonderen Projekten und Partnerschaften. Die von den Unternehmen freigegebenen Daten und die jährlichen CDP Berichte sind auf der Internetseite des CDP für alle Interessenten frei verfügbar. Die Investoren, die das CDP unterstützen, erhalten auch Zugang zu nicht-öffentlichen Informationen.

Insgesamt gibt es 31 Samples, aufgeteilt nach Ländern, Regionen bzw. Sektoren.

Mainz: Silent Climate Parade

LEISE, TANZEND, EMISSIONSFREI für unser Klima und unsere Zukunft!

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Die vierte Silent Climate Parade in Mainz am 30. Mai 2015.

Eine coole Kopfhörerparty mit musikalischer Begleitung des MainzerDJ Labels bouq. Um 12 Uhr startete der Zug am Mainzer Hauptbahnhof, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Würden Sie sich bitte WIDER-SETZEN!

Der Klimaschutz ist keine Sache, die auf morgen verschoben werden kann. Besonders im Hinblick auf den internationalen Klimagipfel in Paris im Dezember 2015 muss sich jetzt etwas bewegen.

Kohle nur noch zum grillen. Kann sich der Verdi Vorsitzende hinter die Löffel schreiben!

Klimaschutz kann nicht warten. Der Klimawandel ist schon heute spürbar und real. Augen verschließen und Ohren zuhalten bringt nichts.

Die jungen Leute wollen das jetzt gehandelt wird.

Aus diesem Grund wurde im Anschluss an die Abschlusskundgebung am Gutenbergplatz, getreu dem Motto GLOBAL DENKEN – LOKAL HANDELN!, selbst die Hände schmutzig gemacht. Mit Hilfe des Kochbusses der Landeszentralefür Umweltaufklärung lag der Fokus auf klimafreundliche Ernährung. Des Weiteren wurde nach dem Vorbild der Berliner Prinzessinnengärten ein mobilen Garten anlegen, von dem sich am Ende alle ihren Teil mit nach Hause nehmen konnten.

Gäste aus Mexiko waren von den gemeinsamen Aktionen in Mainz begeistert.

VERANSTALTER: Freiwilliges Ökologisches Jahr Rheinland-Pfalz (FÖJ), BUNDjugend Rheinland-Pfalz

SCHIRMHERRSCHAFT: Stadt Mainz

UNTERSTÜTZER: bouq, NAJU Rheinland-Pfalz, Stadtjugendparlament Wiesbaden, Evangelische Jugend in Hessen und Nassau, Plant-for-the-planet, Grüne Jugend Rheinland-Pfalz, AStA Mainz, FÖJ-Aktiv e.V., Bantam, KlimaKunstSchule

Ökopsychologie: Warum machen wir so wenig, obwohl wir soviel wissen?

Der Öko-Psychologe Per Espen Stoknes im Gespräch mit
Alex Smith von EcoShock Radio. Video: Mashup vom Video “Disruption”: ‘When it comes to climate change, why do we do so little when we know so much?’

Links:

http://www.ecoshock.info/

http://watchdisruption.com/

http://www.reflecta.org/index.php/de/filme

taz: 2-Grad-Ziel adios

Bernhard Pötter, taz Redakteur für Wirtschaft und Umwelt begräbt in der taz Ausgabe vom 9. Mai 2015 das 2-Grad-Ziel. Ich glaube fürchterliche Wahrheit ist: er hat recht.

Seine Argumente:

Die Beschwörungsformel ist immer die gleiche: „Das 2-Grad-Ziel ist eine Herausforderung, aber immer noch machbar!“. Egal ob von der Weltbank, der UNO oder den Thinktanks – noch, so die Zuversicht, lässt sich die Erderwärmung unter der magischen Grenze von 2 Grad Celsius halten und der Klimawandel damit beherrschen.

Falsch, sagen nun immer mehr Experten und Analysten. Für sie ist das 2-Grad-Ziel tot und wird von der Politik nur noch künstlich am Leben erhalten. Längst seien die weltweiten Emissionen zu hoch, soeben erst ist die Konzentration des Klimagases CO2 wieder mal auf einen neuen Rekordwert geklettert.

Damit gerät die Grundlage der UN-Klimaverhandlungen ins Wanken. Und diese Woche setzte Oliver Geden, Klimaexperte bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) noch einen drauf: Die Wissenschaftler riskierten ihren guten Ruf, wenn sie das Spiel weiter mitmachen, schreibt Geden in der Zeitschrift Nature: „Die Klimaberater müssen ihre Integrität bewahren“, fordert er. Statt „falschen Optimismus zu verbreiten, müssen sie ihre intellektuelle Unabhängigkeit und Ergebnisse verteidigen – egal wie politisch unbequem diese sind.“

Für Geden leisten die Wissenschaftler Beihilfe zu einer Politik, die Entscheidungen scheut: „Die Politiker sind erfreut, zu hören, dass selbst nach 20 Jahren steigender Emissionen das 2-Grad-Ziel theoretisch noch in Reichweite liegt. Sie ignorieren einfach das Kleingedruckte der IPCC-Berichte.“ Jedes Jahr würden die Szenarien der Forscher in ihren Annahmen optimistischer, kritisiert der Politologe.

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Radikale Umgestaltung nötig

Seine Kritik teilen weltweit viele renommierte Forscher und in persönlichen Gesprächen auch viele Klimadiplomaten. Für EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete wäre die Klimakonferenz von Paris im Dezember nun schon „kein Fehlschlag“, wenn sie nur einen Fahrplan zu 2 Grad, aber nicht die dafür nötigen Emissionen festschriebe.

Die Zweifel am zentralen Ziel im Klimaschutz kommen zur unpassenden Zeit. Gerade läuft die diplomatische Maschine für Paris warm: Lange Texte werden eingedampft, Verbündete gesucht, das Thema wird auf die Tagesordnung der G 7 gesetzt. Alles mit einem Fokus: 2 Grad. Darauf zielen auch die Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz, die die Staaten derzeit bei den UN abgeben.

Deshalb bemüht sich auch das Klima-Sekretariat der UN, das Feuer auszutreten: „Es gibt keinen Grund, dieses Ziel aufzugeben“, erklärt Sprecher Nick Nuttall. „Die internationalen Bemühungen müssen uns so weit entfernt wie möglich von dieser Grenze halten.“ Die UN-Experten haben gerade einen internen Bericht vorgelegt, der das Dilemma zusammenfasst. „Das 2-Grad-Ziel ist machbar und hat großen zusätzlichen Nutzen“, heißt es da.

Nötig sei dafür allerdings „ab sofort eine radikale Umgestaltung (tiefgehende Abkehr von der fossilen Wirtschaftsweise) und nicht nur leichte Veränderung aktueller Trends.“ Wer an eine solche schnelle radikale Umgestaltung glaubt, glaubt auch an das 2-Grad-Ziel. Wer nicht, der nicht.

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Drastische Sofortmaßnahmen

Es ist eine akademische Debatte mit sehr konkreten Auswirkungen. Denn die „two degrees“ gelten als Meisterwerk der politischen Kommunikation. Es hat eine schwammige Formulierung aus der Klimarahmenkonvention von 1992 („gefährlichen menschengemachten Klimawandel verhindern“) in ein konkretes Ziel umgewandelt. Doch inzwischen wäre es nur noch mit drastischen Sofortmaßnahmen zu erreichen. Das hat 2014 in aller Deutlichkeit der jüngste Bericht des UN-Klimarats IPCC beschrieben.

Das Gremium, in dem Wissenschaftler und Delegationen aller UN-Staaten die Zusammenfassungen abstimmen, macht klar: Die Emissionen, die bisher jährlich um etwa 2 Prozent zunehmen, müssten schnell um bis zu 6 Prozent pro Jahr sinken, was außer in Kriegszeiten noch nie passiert ist. Der Anteil von Wind-, Atom- und Solarenergie weltweit müsste sich bis 2030 verdoppeln bis verdreifachen, riesige Wälder aufgeforstet werden und umstrittene und unerforschte Techniken wie die Speicherung von Kohlendioxid (CCS) ab 2050 in großem Stil eingeführt werden.

Vor allem an der Speicherung mit dem Kürzel BECCS (Bio-Energie mit CCS) und dessen „negativen Emissionen“ entzündet sich die Kritik. Die Idee: Bäume filtern CO2 aus der Luft, das Holz wird in Energie umgewandelt und das CO2 aus ihrer Verbrennung gespeichert – unterm Strich würde damit der Atmosphäre Kohlenstoff entzogen. Ob diese Technik im großen Maßstab machbar und bezahlbar ist, bleibt völlig unklar. Um wirksam zu werden, würden dafür allerdings „500 Millionen Hektar benötigt, 1,5-mal die Fläche Indiens“, schreibt Geden.

Auch andere Wissenschaftler haben darauf hingewiesen, wie zweifelhaft es sei, auf „negative Emissionen zu wetten“, so Sabine Fuss vom Berliner Mercator Institut für Klimawandel. Werden die Flächen nicht für Lebensmittel oder als Lebensraum für Tiere und Pflanzen gebraucht? Gibt es genug Wasser für den Anbau und genug sichere Lagerstätten? Akzeptiert die Bevölkerung die Kosten und die Technik?

Kritik von allen Seiten

Die Wissenschaftler des IPCC wehren sich gegen den Vorwurf, sie lieferten der Politik ein Alibi fürs Nichtstun. „Wer meint, wir würden uns bei der Politik lieb Kind machen, hat die Diskussionen nicht mitbekommen“, meint Ottmar Edenhofer. „Wir haben uns da im Gegenteil extrem unbeliebt gemacht.“ Edenhofer ist Klima-Ökonom, Vizechef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Kovorsitzender der Arbeitsgruppe 3 des IPCC, die zu diesen Fragen arbeitet.

„Wir haben die Bedingungen formuliert, unter denen das 2-Grad-Ziel zu erreichen ist“, sagt Edenhofer. „Dafür müssten die Emissionen drastisch sinken, wir brauchen mittelfristig einen globalen Preis für CO2, negative Emissionen, großflächige Aufforstung und massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Was die Politik davon umsetzt, ist ihre Entscheidung.“

Die Optionen liegen auf dem Tisch und viele der IPCC-Szenarien erreichen unter diesen Umständen das 2-Grad-Ziel. Edenhofer bestreitet, dass die Politik die Wissenschaftler zu positiven Rechnungen gedrängt habe. „Unsere Aufgabe besteht nicht darin, die Untätigkeit der Politik in den Szenarien schon vorwegzunehmen. Damit würden die Szenarien zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Bei allen Gesprächen mit den Regierungen habe ich klargemacht: Wir sind auf einem Pfad weit über 2 Grad, sogar auf dem Weg in eine 4-Grad-Welt.“ Er findet es eine „absurde Debatte“, ob das 2-Grad-Ziel aufzugeben sei. „Was kommt danach, eine Diskussion um das 3-Grad-Ziel?“

Auch vom anderen Ende der Welt kommt Kritik am 2-Grad-Ziel. Es sei „unangemessen“ und die UN sollten es überdenken, erklärte letzte Woche das Climate Vulnerable Forum in Manila. In ihm sind 20 Länder wie Kenia, Vietnam, Barbados oder Bangladesch zusammengeschlossen, die besonders verwundbar gegenüber dem Klimawandel sind. Sie lehnen das Ziel allerdings aus einem anderen Grund ab: Es ist ihnen zu hoch. Der Anstieg um 2 Grad sei „eine ernste Bedrohung für fundamentale Menschenrechte“. Schon 2 Grad, heißt es etwa aus Bangladesch, „verurteilen viele Millionen von armen Menschen in den Entwicklungsländern zum Elend.“

Ende Gelände

Vergangenes Wochenende haben sich in Deutschland mehr als 6.000 Menschen die Hand gereicht, um eine Menschenkette gegen den Kohleabbau zu bilden – nachstehend ein paar Bilder und die Möglichkeit, mehr über die nächste Massenaktion gegen Kohle zu erfahren: Ende Gelände.

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Am Samstag kamen wir aus ganz Deutschland, Belgien, Polen, den Niederlanden und weiteren Ländern zusammen, um auf die Ungerechtigkeit durch den Braunkohletagebau des Rheinlands aufmerksam zu machen. Wir haben uns einer Industrie entgegengestellt, die nicht nur ganze Gemeinden entwurzelt und Luftverschmutzung in gigantischem Ausmaß verursacht, sondern auch den Klimawandel schneller vorantreibt als jeder andere CO2-Verursacher in Europa.

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Das zu erleben war ernüchternd und ermutigend zugleich. Ich habe verlassene Dörfer besucht, die evakuiert wurden, nur um die weitere Ausdehnung des Tagebaus zu ermöglichen, und auf Getreidefeldern gestanden, die es bald schon nicht mehr geben wird.
Doch da war auch dieser kraftvolle,  inspirierende Widerstandsgeist aller Menschen vor Ort, als wir buchstäblich eine Linie in die Erde zogen, um den größten Schaufelradbaggern der Welt die Grenze aufzuzeigen: “Bis hierher und nicht weiter!”
Genau wie ihr und ich, so haben auch all diese Menschen verstanden, dass wir nur dann für ein stabiles Klima und einen echten Übergang zu 100 % erneuerbaren Energien sorgen können, wenn wir die Förderung fossiler Brennstoffe wie Braunkohle endlich und endgültig einstellen.

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Und genau aus diesem Grund ruft jetzt ein Zusammenschluss verschiedener Basisgruppen zu einem kühnen Akt massenhaften zivilen Ungehorsams auf, der eine Menschenkette sogar noch übertreffen wird. Auch diese Aktion wird wieder im Rheinland stattfinden, und zwar vom 14. bis 16. August.
An diesem Wochenende werden dort Gruppen aus ganz Europa eintreffen, um sich Schulter an Schulter den weltweit größten Schaufelradbaggern in den Weg zu stellen.
Ende Gelände wird unüberhörbar dazu auffordern, Europas Kohle angesichts der zunehmenden Bedrohung durch den Klimawandel im Boden zu lassen.
Meldet euch jetzt an, wenn ihr mehr zu dieser Massenaktion gegen den Kohleabbau erfahren wollt!

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So wie wir zu Tausenden am vergangenen Wochenende Fremden die Hand gereicht haben, um gegen Kohle einzutreten, so ist Ende Gelände eure Chance, gegen eines der zerstörerischsten Projekte Europas zu protestieren.
Allen, die sich anmelden, werde ich schon bald nähere Einzelheiten zukommen lassen.
Ich danke euch,
Emma Biermann

https://ende-gelände.org/

350.org baut eine globale Bewegung von unten auf, um die Klimakrise zu lösen. Bleib mit uns in Kontakt via Facebook und unseren Email Updates. Hier kannst du unsere Arbeit unterstützen, indem du bei unseren lokalen Kampagnen direkt mitmachst und/oder unsere Arbeit via Spenden unterstützt.

Was bedeutet 350? Geh zu unserer Webseite um mehr über die wissenschaftlichen Hintergründe, die hinter der 350 Bewegung stehen, zu erfahren.

Divest Fossil Fuels – Studenten gegen Fossile Brennstoffe

Von Florian Müller – Am 17. Apr. 2015 – unter Umwelt      Neopresse

Was in der Politik nur ab und an hitzig debattiert wird, ist in der Gesellschaft vor allem bei jungen Menschen ein sehr ernstgenommenes Thema: der Wandel vom Zeitalter fossiler Energieträger hin zu einem nachhaltigeren Zukunftsmodel. Speziell an Universitäten und Colleges werden die bedrohlichen Zukunftsszenarien eines möglichen Klimawandels ernst genommen und im größeren Rahmen der “Divest Fossil Fuels”-Bewegung behandelt.

Vor allem in den USA und Großbritannien organisieren sich Studenten an mehr und mehr Universitäten, um Pläne für eine baldig realisierte Zukunft frei von fossilen Energien zu schmieden. Viele der Universitäten haben Investments in fossile Energien, so zum Beispiel das King’s College London mit 8 Millionen Pfund. Andere Hochschulen mit Divestment-Bewegungen sind Harvard, UC Berkeley, Brown und die Edinburgh University, aber auch weniger bekannte Lehranstalten.*

Die Lehranstalten sind meist nicht selbstständig bereit, sich um Veränderungen zu bemühen und Beziehungen zu z.B. der Ölindustrie zu beenden. So argumentiert das King’s College, dass es Beziehungen mit Firmen solange aufrecht erhalten wird, solange sie offen mit der Gefahrenthematik umgehen und sich bemühen den Schaden zu verringern.“ Diese Position wird verständlich, da der stellvertretende Schulleiter Chris Mottershead in seiner beruflichen Laufbahn bereits 30 Jahre für British Petroleum (BP) tätig war.

Zur Durchsetzung ihrer Interessen bedienen sich Studenten, Alumni und Mitarbeiter alter Methoden. So wird an der Swarthmore Universität symbolisch eine historische Halle in Form eines Sit-Ins besetzt, um die Administratoren zurück an den Verhandlungstisch zu bewegen.

Einer der größten Erfolge ist sicher der Rückzug von Investments der Standford University aus der Kohleindustrie. Hier handelt es sich laut dem time.com Portal um eine Summe von US $18,7 Milliarden(!). Auch von prominenter Seite bekommt die Bewegung Unterstützung: am King’s College engagiert sich der ehemalige Student, Friedensnobelpreisträger und nun Erzbischof Desmond Tutu für ihre Ziele.

*Eine globale Übersicht zu Divestment-Bewegungen befindet sich auf Gofossilfree.org und Studentsdivest.org.

Quellen:
http://time.com/3419456/fossil-fuel-divestment-climate-change/
http://www.theguardian.com/environment/2015/mar/31/desmond-tutu-intervenes-over-kings-college-londons-refusal-to-divest
http://www.theguardian.com/environment/2015/mar/19/students-occupy-swarthmore-college-in-fossil-fuel-divestment-protest
http://divestharvard.com/

KfW Geld für Klimakiller

Staatsbank steckt Geld in Klimakiller

Die KfW-Gruppe finanziert Umwelt- und Klimaschutz über den Kauf von „Green Bonds“. Aber sie investiert auch kräftig in Kohlekraftwerke.

HAMBURG taz | Die größte Förderbank der Welt hat ein Imageproblem: Auf der Bilanzpressekonferenz der KfW in Frankfurt versuchte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Schröder am Mittwoch den Spagat zwischen „grünen“ Investitionen und der Finanzierung von „schmutzigen“ Kohlekraftwerken.

Noch im zweiten Quartal will Schröders KfW „Green Bonds“ für 1 Milliarde Euro kaufen. Das wird vom Bundesumweltministerium unterstützt. Durch den Kauf der Wertpapiere soll die KfW „geeignete Klima- und Umweltschutzprojekte mitfinanzieren“, erklärte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Es geht um Abfallwirtschaft, umweltverträgliche Transportsysteme und erneuerbare Energien.

„Wir beschäftigen uns seit Langem mit Nachhaltigkeit im Kapitalmarkt“, versicherte eine Sprecherin der KfW-Bankengruppe. Deutschlands drittgrößtes Kreditinstitut finanziert Windmühlen und Solarenergie, fördert die Energieeffizienz von Fabriken und den Bau von Nullenenergiehäusern.

Die Bank, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört, ist auch weltweit nachhaltig unterwegs: Sie investiert in einen Windpark in Uruguay, in ein „grünes“ Stromnetz in Südafrika und in die Energiewende in Marokko. Aber: Die deutsche KfW-Bank unterstützt auch Neubauten von klimaschädlichen Kohlekraftwerken im Ausland mit Milliardensummen.

Druck von Sigmar Gabriel

Aktuell ist sie nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen am Neubau von einem Dutzend Kohlekraftwerken, Kohleminen und Kohleinfrastrukturprojekten beteiligt. Zwar hatte im September Umweltministerin Hendricks für die KfW-Entwicklungsbank das Ende der Kohlefinanzierung bei Neubauten verkündet. „Doch das sind bestenfalls marginale Einschränkungen“, kritisierte Kathrin Petz, Energieexpertin der Organisation Urgewald, gegenüber der taz. Der weit größere Teil werde über die Exportfinanzierung der KfW-„Tochter“ IPEX-Bank abgewickelt. Petz: „Auf Druck der Industrie hat sich Wirtschaftsminister Gabriel gegen Umweltministerin Hendricks durchgesetzt.“

Energiekonzerne und Maschinenbauer in Deutschland sind traditionell besonders stark im internationalen Kohlegeschäft aktiv und erwarten dank der KfW-Kredite große Exportaufträge. Es liegen Anträge für KfW-Kohleprojekte aus Australien, Indonesien, Kasachstan, Südkorea, Kroatien, Philippinen, Polen, Südafrika und weiteren Ländern vor. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung Ende März auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hervor.

Die KfW verteidigt ihre Kohlefinanzierung in einem Strategiepapier als „Baustein für wirtschaftliche Entwicklung und damit für Armutsbekämpfung“ in Entwicklungs- und Schwellenländern. Außerdem, so eine KfW-Sprecherin, senke eine modernisierte Kohleinfrastruktur den Ausstoß von CO2-Emissionen erheblich. Für die Finanzierung stelle die KfW „höchste Ansprüche an deren Umwelt- und Sozialverträglichkeit“. Das bezweifeln Kritiker. Petz von Urgewald kritisiert „die sogenannten Umweltkriterien“ als schwammig.