Solidarische Landwirtschaft Mainz

Registrierung und Ausgabe der personalisierten Mitglieds- und Kreditverträge

Sturm pfeift durch die Mainzer Frischluft­schneise. Ich stram pele auf meinem Fahrrad vorbei an der 05er Coface Arena gegen den Wind um noch rechtzeitig zum Beginn der Jahres­haupt­versammlung der SoLaWi-Mainz im Waldorf­kinder­garten ‚Blumenwiese‘ in Mainz-Finthen anzukommen. Vergeblich, schweißgebadet komme ich eine Viertelstunde zu spät. Aber die Versammlung hat noch gar nicht begonnen. Der Ansturm neuer Gesell­schafterInnen ist so groß, dass draußen noch eine lange Schlange auf die Registrierung und Sitzungs­dokumente wartet.

Gespannte Erwartung im Waldorf­kinder­garten ‚Blumenwiese‘
Gärtner Thilo erklärt den Anbauplan, siehe SoLaWi-Mainz Webseite
Hier in Gonsenheim kann am 5. Mai das erste Mal Gemüse der Saison 2016 abgeholt werden

SoLaWi bedeutet „Soli­darische Land­wirt­schaft“. Es ist eine Form der Vertrags­land­wirt­schaft, bei der eine Gruppe von Ver­brauchern auf lokaler Ebene mit einem Partner-Landwirt kooperiert. Die Essenz dieser Beziehung ist die gegenseitige Vereinbarung: der Hof ernährt die Menschen und alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte. Dies entspricht einer bewährten Praxis: für die längste Zeit der Mensch­heits­geschichte waren Menschen mit dem Land verbunden, das sie ernährt hat. Bei diesem Konzept werden die Lebens­mittel der Land­wirt­schaft nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen ein in einen eigenen, von Teilnehmer­seite mit organisierten und finanzierten, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf.
Bei SoLaWi-Mainz geht es aber anders. Da die Initiatoren keinen geeigneten Partner-Landwirt finden konnten, wurde einfach eine eigene Landwirt­schaft gegründet. Das bedeutete, Maschinen und Saatgut kaufen, Pachtverträge abschließen und Personal einstellen. Für die Finanz­planung 2016 spitz gerechnet, etwa 75.000 Euro müssen in die Kasse kommen.

Das Gründungs­team hat für die Kapital­beschaffungs­maß­nahme zwei Stand­beine entwickelt:

  • Zinslose Kredite, maximal 600 Euro pro Vereinsmitglied
  • Feste Zusagen für monatliche Solidarbeiträge.

Im Gegenzug gibt es regelmäßig ökologisch einwandfreie Gemüse und Kräuter­lieferungen. Der Ernteplan für die kommende Saison wurde vorgestellt und besprochen.

Wenn die Initiatoren vorher noch Zweifel hatten ob ihr Konzept aufgeht – die Zweifel lösten sich im Verlauf der Sitzung in Luft auf. Ein Interessent verabschiedete sich zwar, als im klar wurde, dass Land­wirt­schaft auch immer mit einem Risiko verbunden ist – die Rück­zahlung eines Darlehens natürlich nicht so garantiert werden kann wie bei Einlagen in der Mainzer Sparkasse, aber dieses Risiko wollten alle anderen eingehen. Schließlich ging es ihnen nicht um die Geldanlage, sondern um einen Gegenentwurf zu dem Natur und Gesellschaft zerstörenen Wirtschaftssystem. Stichworte: Solidarisch, ökologisch.
Ein kompliziert ausgetüfteltes, mehrstufiges Verfahren um die Finanzzusagen der einzelnen InteressentInnen auszubalancieren, führte schon in der ersten Runde zum Voll­treffer. Die Finanzen waren gesichert. 70 Anteile wurden vergeben, wobei viele kleinere Haushalte Anteile teilen. Am Ende der Versammlung waren es dann offiziell 183 Personen die im Verein mitmachen.

So fing es an

Während der Informationsveranstaltung ‚Neue Städter braucht das Land‘ lernten sich die Gründungs-Initiatoren der SoLaWi Mainz im August 2013 kennen und entwickelten gemeinsam den Plan, ein Pilotprojekt ‚Solidarische Landwirtschaft‘ in Mainz ins Leben zu rufen. Nachdem Planung und Landsuche Form angenommen hatten, konnte 2015 mit Hilfe eines sehr engagierten Gärtners auf der idyllisch gelegenen ‚Ochsenwiese‘ mit dem Gartenbau im Herzen Mainz-Gonsenheims auf 1500qm Gartenfläche begonnen werden. Es gelang einige Bauste ine der Vorstellung von solidarischer Landwirtschaft in der Praxis zu testen und für 10 Anteile / Haushalte vielfältig Gemüse anzubauen, welches die Teilnehmer donnerstags, frisch geerntet in Mainz-Gonsenheim abholen konnten. Der Jahresrückblick ergab die Schlussfolgerung, dass das Projekt in Bezug auf Ernteertrag, Finanzierung, Ökologie, Gemeinschaftlichkeit und Zufriedenheit der Abnehmer gelungen war und die Planung begann, in 2016 auf 70 Anteile zu vergrößern.

Momenten wird in den einzelnen Mainzer Stadtteilen die Abholung der Ernteerträge aus Gonsenheim organisiert, damit nicht jeder unnötig fahren muss. Es ist gesät, ich bin auf meine ersten Ernteerträge im Frühling gespannt.

Weitere Infos bei www.solawi-mainz.de

Umweltbewusst einkaufen

14 Supermärkte und Discounter nahm das Unternehmen Rank a Brand unter die Lupe. Untersucht wurden die Nachhaltigkeit in den Bereichen Transparenz, Klima- und Umweltschutz sowie fairer Handel. Welche sind nachhaltig?

Nachhaltigkeitsberichte gibt es nur von 4 der untersuchten Unternehmen

Rank a Brand Supermarkt Bewertung 2015

Lediglich Alnatura, Rewe, inklusive Penny, sowie Real innerhalb der Metro Group veröffentlichen einen Nachhaltigkeitsbericht. Aldi Nord dagegen berichtet z. B. noch nicht einmal über Maßnahmen zum Klimaschutz.

Kein Unternehmen erhielt die Bestnote A in Sachen Nachhaltigkeit

Von B bis E wurden folgende Unternehmen eingestuft:

  • Note B: Alnatura, Denn’s, Bio Company
  • Note C: Rewe, Penny
  • Note D: Real, Netto und Edeka
  • Note E: Kaiser‘s, Spar, Kaufland und ganz am Schluss: Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd.

Die Bio-Unternehmen mit der Note B werden von Rank a Brand als empfehlenswert eingestuft.

Fairness und Klimaschutz bringen Punkte

Solche Informationen wurden u. a. für das Ranking als positiv bewertet:

  • Bericht über Emissionswerte pro Quadratmeter Verkaufsfläche (Rewe: 224 kg CO2e je qm, Metro Group/Real: 273 kg CO2 je qm),
  • Veröffentlichung einer Klimabilanz (Rewe, Real),
  • Informationen zum Bezug von erneuerbaren Energien (Alnatura, Denn’s, Bio Company),
  • Bilanz über das Abfallaufkommen (Alnatura),
  • Angabe des Anteils an umweltzertifizierten Produkten am Gesamtsortiment (Rewe Group, Netto, Real),
  • Textilprodukte im Sortiment mit Global Organic Textile Standard (GOTS),
  • sozialzertifizierte Produkte wie Kaffee, Schokolade oder Tee im Sortiment (alle).
„Bis es mir vom Leibe fällt“ in Berlin entdeckt, weiß leider nicht mehr wo.

SPIEGEL kontra Klimaretter

SPIEGEL ONLINE Wissenschaft, da hoffe ich doch: „Qualitätsjournalismus“.  Die informieren verantwortungsvoll und verständlich. Und „Wikipedia“? Na klar, ausgewogen und solide. Aber was ist mit „klimaretter.info“?

In Wikipedia las ich gestern zu klimaretter.info:

Spiegel Online beschreibt die Position des Magazins als „alarmistisch“ und „aggressive“ Umweltagitation.

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WIKIPEDIA zu Klimaretter.info , der Verweis auf SPIEGEL-ONLINE ist inzwischen ersetzt durch „Seit 2015 hat die Frankfurter Rundschau die Berichterstattung zu Klima und Umwelt mit Beiträgen des Online-Magazin klimaretter.info intensiviert.“

Huch?

Das klingt aber richtig böse und unseriös.

Wikipedia bezieht sich auf einen SPIEGEL ONLINE Wissenschaft Beitrag von Axel Bojanowski. Überschrift:

„Streit über Umwelt-PR: So irreführend sind die Wissenslücken der Klimaforscher“.

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SPIEGEL ONLINE WISSENSCHAFT 8.9.2015

Schon diese Überschrift erweckt den Eindruck, na ja, diese Wissenschaftler, die streiten sich doch nur über den Klimawandel. Keiner weiß was genaues. Axel Bojanowski geht mit keinem Satz darauf ein, worüber bei den Klimaforschern Konsens besteht. Er vermittelt nicht den Eindruck dass es allerhöchste Zeit ist, schnellstens mit der Dekarbonisierung in allen Bereichen der Gesellschaft voran zu machen. Im Gegenteil. Überall streut er Zweifel in einer sehr subtilen Art. Am besten charakterisiert mit einem Zitat des österreichischen Wissenschaftlers und Nobelpreisträgers Wolfgang Pauli:

„Das ist nicht nur nicht richtig, es ist nicht einmal falsch!“

Nun denke ich, Axel Bojanowski hat den Bericht einige Monate vor dem Pariser Weltklimagipfel geschrieben und würde heute anders formulieren. Ich bin gespannt. Denn leider ist traurige Gewissheit: Die Daten sind eindeutig und gehen dramatisch in die falsche Richtung. Schon bald könnte der Punkt erreicht sein, an dem der Klimawandel unumkehrbar wird. Es ist die Aufgabe eines guten Journalismus die komplexen Zusammenhänge zu erklären.

Axel Bojanowski würde bestimmt jammern, wenn jemand so eine Grafik mit folgender Schlussfolgerung machen würde: „Je abhängiger eine Organisation von klimaschädlicher Industrie ist, umso verharmlosender und verwirrender berichtet sie über den globalen Klimawandel und seine Gefahren für die menschliche Zivilisation“

An alle Leser: Macht euch selbst ein Bild. Ich empfehle ausdrücklich Klimaretter.info und spende monatlich, weil mir soetwas im deutsche Medienwald gefehlt hat.

Ich habe noch als Kind Schnee gelutscht

Natürlich wussten wir: Nicht den gelben nehmen. Aber jetzt sagen Wissenschaftler aus Kanada auch: Lieber überhaupt keinen Schnee in den Mund nehmen – jedenfalls nicht in Großstädten und drumherum! Denn die Forscher haben in Experimenten festgestellt, dass die weißen Flocken erhebliche Mengen an Feinstaub aufnehmen und noch ein paar andere Schadstoffe zusätzlich.

Das haben die Forscher bei Tests in einer Schneekammer rausgefunden: Da haben sie frischgefallenen Schnee reingetan und Abgasluft zugepustet, um zu gucken, wie sich die Flocken dadurch verändern. Ergebnis: Schon nach einer Stunde hatten sich im Schnee etliche gesundheitsschädliche Substanzen angereichert – darunter Feinstaub und verschiedene Kohlenwasserstoffe, die zum Teil als krebserregend gelten.

Über diese schnelle Veränderung waren die Forscher erstaunt, aber sie erklären sie sich so: Die Schneeflocken haben eine vielfach gezackte Oberfläche – und damit bieten sie Schadstoffpartikeln eine riesige Fläche zum Andocken.

Die Studie ist im Fachmagazin Environmental Science erschienen.

DRAdio Wissen 26. Januar 2016

Foto:  Photo credit kidsblogs.nationalgeographic.com

Klima – sprechen wir darüber. Aber wie?

Eine neue Epoche der Klimapolitik beginnt nach der Pariser Konferenz. Für Dekarbonisierung und gesellschaftliche Transformation sind belastbare Tatsachen ebenso nötig wie eine breite Debatte. Dazu will das Portal klimafakten.de mehr als bisher beitragen und wagt am 29. Januar mit einer Veranstaltung in Berlin den Neustart.

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Naomi Klein diskutiert in Paris

Klimafakten.de , ein von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation initiiertes und finanziertes Projekt, gibt es seit 2011. Der Grund: Für die gesellschaftliche und politische Diskussion über den Klimawandel müssen zunächst einmal die Fakten stimmen. Ein Schwerpunkt von klimafakten.de ist deshalb die Auseinandersetzung mit irreführenden Behauptungen : Zu Aussagen wie „Den Klimawandel gibt es gar nicht“ oder „Klimaschutz ist zu teuer“ werden die Fakten geliefert. Dieses Standbein bleibt erhalten – und ebenso das zweite: wissenschaftlich gesicherte Informationen zum Klimawandel, speziell aufbereitet für einzelne Branchen und Wirtschaftssektoren.

Viele Menschen wollen einfache Antworten, in einer komplexen Welt

Doch wissenschaftliche Erkenntnisse allein ergeben noch keinen Klimaschutz. Und Informationen oder Medienberichte führen nicht automatisch zu praktischem Handeln. Gefragt ist auch intelligente und motivierende Klimakommunikation, die zugleich wissenschaftlich fundiert ist und ihre Zielgruppen erreicht. Wie gelingt das, ohne apokalyptische Szenarien zu malen? Wie erreicht man Menschen, wenn grüne Verheißungen und Rufe nach Konsumverzicht Skepsis und Abwehr auslösen?

Wissenschaftlich fundiert und Tagesschau-kompatibel – geht das?

„Zu dieser Frage wollen wir künftig die zentrale Plattform im deutschsprachigen Raum werden“, sagt Projektleiter Carel Mohn . „Als Problem ist der Klimawandel in den Köpfen fest etabliert. Doch was folgt daraus?“ Wie Klimaschutz über Expertenzirkel hinaus wirksam werden kann, soll die Portalmacher künftig beschäftigen.

unterwasser Dazu bringt die Rubrik „Aktuelles“ künftig Nachrichten aus Forschung und Praxis. Etwa über kanadische Wissenschaftler, die untersuchen, unter welchen Bedingungen Medienberichte über Klimawandel zu Fatalismus führen – oder aber zu Engagement ermutigen. Oder über die Inszenierung der „Klima-Verhandlungen“ am Hamburger Schauspielhaus. Dabei werden die Zuschauer selbst zu Delegierten der UN-Verhandlungen – und verlassen so die Zuschauerperspektive.

Daneben wird klimafakten.de auf praktische Handreichungen für gute Klimakommunikation hinweisen und vorbildhafte Institutionen vorstellen.

Abendveranstaltung am 29. Januar in Berlin

Über diesen Neustart will klimafakten.de diskutieren. Mit Ihnen – sowie mit:

  • Karin Kortmann, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sie sagt: „Beten allein reicht nicht.“
  • Immanuel Schipper, der mit die Welt-Klimakonferenz im Deutschen Schauspielhaus Hamburg auf die Bühne gebracht hat.
  • Frank Böttcher, Meteorologe, Veranstalter des Extremwetterkongresses und Ko-Autor des Buches Klimafakten .
  • Professorin Daniela Jacob, Klimaforscherin und Leiterin des GERICS-Instituts Hamburg. Sie sagt: „Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar.“
  • Dirk C. Fleck, Journalist und Autor ( Die vierte Macht , GO! Die Ökodiktatur ). Er meint: „Medien sollten darstellen, was an positiven Zukunftsentwürfen längst angedacht und möglich ist.“

Die Veranstaltung findet am 29. Januar 2016 von 18.30 bis 21.30 Uhr im Projektzentrum Berlin der Stiftung Mercator, Neue Promenade 6, 10178 Berlin-Mitte statt.

Anmeldung ist erwünscht – unter diesem Link .


Dieser Beitrag wurde nicht von der Redaktion erstellt sondern von klimafakten.de in der Rubrik Verlagssonderveröffentlichungen.

Höhenwind mit Soulfood

Der 15. Januar war für mich der faszinierendste Tag im noch neuen Jahr 2016. Werner Vogt, Geschäftsführer der Höhenwind-Park GmbH hatte eine unverfängliche Einladung geschickt: „seit diesem Jahr wirken wir in unserem Repräsentanz Büro im historischen Dreikönigenhaus in Koblenz, welches nun komplett fertiggestellt worden ist. Dies` möchten wir gerne mit Ihnen feiern.“ Na ja, ich hatte in Koblenz studiert, der Intercity ist von Mainz in 51 Minuten am Koblenzer Hauptbahnhof und ich war neugierig auf unser „Repräsentanz Büro“. Die Erwartungen waren nicht sehr hoch „halt auch nur ein Büro“ – dachte ich.

Koblenzer Höhenwind Repräsentanzbüro im Dreikönigenhaus, in der Kornpfortstraße 15, ganz in der Nähe des „Deutschen Ecks“, der künstlich aufgeschütteten Landzunge an der Mündung der Mosel in den Rhein.

Im kalten Januar rechnete ich mit vielleicht zwanzig Interessierten, die den Weg dorthin finden würden. Dann einige Tage vor dem Termin neue Mail von der Höhenwind Projektassistentin Heike Gilles: „auf Grund erfreulich vieler Anmeldungen findet der Auftakt zu unserer Einweihungsfeier im Gewölbekeller des alten Kaufhauses statt. Später werden wir ins Dreikönigenhaus wechseln.“

Im Gewölbekeller des alten Koblenzer Kaufhauses. Eines von fünf Gebäuden in diesem Nachhaltigkeitsprojekt

Locker gekleidet in Jeans und Pullover kam ich im Gewölbekeller des alten Kaufhauses in der Koblenzer Altstadt an. Werner Vogt und Rudi Dick begrüßten mich in feinem dunklen Jacket, Clemens Ronnefeldt kann aus München angereist und es versammelten sich so nach und nach an die hundert Menschen, von denen ich nur wenige kannte. Mir war noch nicht klar, dass Gewölbekeller, Dreikönigenhaus und einiges mehr engstens miteinander verknüpft sind.

Werner Vogt berichtet mit viel Humor über die Anfänge von Höhenwind im Hunsrück
Martin Görlitz erläutert den Gebäudekomplex bis zu den historischen Ursprüngen in der Römerzeit und bauliche Abenteuer bei der Renovierung

Bei Sekt, Kaffee und den obligatorischen Windbeuteln war die Stimmung locker/feierlich und der Gewölbekeller machte mich neugierig. Nach einigen interessanten Gesprächen landete ich dann am Tisch von Martin-Görlitz, dem Initiator dieses wundervollen Projektes in der Koblenzer Altstadt. Aus dem kurzen Gespräch zur Umweltsituation frei zitiert: „Wenn ich so weitermache, weil ich nicht weiß was los ist, handele ich grob fahrlässig. Wenn ich es aber weiß, handele ich vorsätzlich – und wir müssen schon lange über die Konsequenzen unsere Lebensweise Bescheid wissen.“

Standorte der Görlitz-Stiftung in der Koblenzer Altstadt.

Von dem was Martin Görlitz in Koblenz bisher schon geschafft hat, bin ich zutiefst beeindruckt. Kurzer Abriss: Martin Görlitz war Vorsitzender der von ihm gegründeten, später europaweit tätigen GÖRLITZ AG, die Datensysteme für den Energiebereich liefert. 2011 verkaufte er seine Anteile und brachte ein Vermögen in die von ihm 1995 gegründete Görlitz Stiftung ein. Sein Credo auf der Stiftungsseite: „Wir sollten unseren Kindern eine Welt hinterlassen, die lebenswert ist und in der die Grundlagen unserer Existenz nicht zerstört, sondern von uns verbessert wurden. Dieser Verantwortung stelle ich mich und möchte einen Beitrag leisten, gerade deshalb, weil sich unsere Gesellschaft von diesem Ideal immer mehr entfernt.“

Ich empfehle wärmstens auf Webseiten der Stiftung und ihren Ausgründungen zu schnuppern:
Martin-Görlitz-Stiftung für Energie, Umwelt und Soziales

In Zusammenarbeit mit allen Hochschulen der Region entsteht in der Koblenzer Altstadt ein Zentrum für Nachhaltigkeit und zukunftsfähiges Wirtschaften:

ISSO – Institute for Social and Sustainable Oikonomics

Jugendwerkstatt Energie&Technik

Nach den Vorträgen von Werner Vogt, Martin Görlitz und Clemens Ronnefeldt ging es vom Gewölbekeller zum Dreikönigenhaus. Hier gab es bei Soulfood leckeres Essen, Probefahrten mit Elektroautos von Tesla und BMW, den neuesten Stand zur Elektromobilität, die schönen Büros von Höhenwind und viele, viele interessante Gespräche.

Die Höhenwind-Park Gmbh residiert ganz oben.

Nach diesen Eindrücken werde ich jedenfalls nun öfters mal wieder den Intercity von der Landeshauptstadt nach Koblenz buchen. Hier laufen spannende Projekte, die hoffentlich weit abstrahlen.

Flucht vor dem Klima

Die Deutsche Welle hat einen guten Film zum Thema Klimafüchtlinge gemacht.

DW_Klimaflüchtlinge1 Mit 350 Millionen Klimaflüchtlingen rechnet die UN bis 2050 weltweit. Mehr noch als Kriege vertreiben die verheerenden Folgen des Klimawandels sie aus ihrer Heimat. Wovor genau fliehen sie? Was sind die Herausforderungen für den Rest der Welt?

Nach den COP21 Klimaverhandlungen

Brot für die Welt in Klima Allianz : Die Verabschiedung des Klimaabkommens von Paris ist ein politischer Erfolg, auch wenn es allein die Welt nicht retten wird. Insbesondere der Schutz, den das Abkommen den ärmsten und verletztlichsten Menschen bietet, war ein Punkt, den Brot für die Welt und seine Partner während der Verhandlungen immer wieder gefordert hat, sagt Klimaexpertin Sabine Minninger von Brot für die Welt. Und Joachim Fünfgelt sieht im Abkommen ein Fahrplan für eine globale Energiewende.

Rheinland-Pfalz will starke Maßnahmen

Umweltministerin Ulrike Höfken und Klimaschutzministerin Eveline Lemke:

„Das 1,5-Grad-Ziel ist ein Weckruf, jetzt muss die Umsetzung folgen.” Nach Einschätzung der Ministerinnen wurden in Paris zwar starke Ziele verabredet, diese seien aber noch nicht mit starken Maßnahmen verbunden. Dies hänge jetzt von den einzelnen Vertragsstaaten ab.

„Ein wichtiges Ergebnis der Verhandlungen ist, dass die Entwicklungsländer in diesem Umsetzungsprozess unterstützt und entsprechende Finanzmittel von den Industrieländern bereit gestellt werden“, erklärte Höfken. Die breite Allianz für ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen, die sich in Paris erstmals auch zwischen Industrie- und Entwicklungsländern bildete, mache deutlich: „Die Staaten wollen mit dem Klimaschutz ernst machen und sich nicht länger an den wenigen Bremsern ausrichten.“

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Eveline Lemke verwies auf die Beiträge von Rheinland-Pfalz in diesem Prozess: „Wir haben unsere Verantwortung erkannt und sind beim Klimaschutz gut vorangekommen.“ Als eines der ersten Bundesländer in Deutschland habe Rheinland-Pfalz ein Klimaschutzgesetz verabschiedet, in dem verbindliche Reduktionsziele gesetzlich verankert wurden. In einem breiten gesellschaftlichen Dialog wurde ein Klimaschutzkonzept erstellt. „Jetzt müssen wir alles dran setzen, diese Ideen in Rheinland-Pfalz auch im Alltag umzusetzen. Da geht es dann um ganz konkrete Dinge wie zum Beispiel die energetische Sanierung von Landesgebäuden, damit die Landesverwaltung bis 2030 klimaneutral wird. Oder um die energetische Verwertung von Abfällen. Nur wenn wir alle beim Klimaschutz anpacken, kommen wir voran“, so Lemke.

„Wir wollen, dass die Energiewende nachhaltig im Einklang mit Natur- und Umweltschutz vor sich geht und die Menschen in der Land- und Forstwirtschaft insbesondere im ländlichen Raum von den erneuerbaren Energien durch neue Arbeitsplätzen und höhere Einkommen profitieren“, ergänzte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Höfken. Die Ministerinnen wiesen darauf hin, dass sich der Klimawandel in Rheinland-Pfalz bereits bemerkbar mache. Die mittlere Jahrestemperatur im Land sei seit 1881 um 1,4 Grad gestiegen, damit liege Rheinland-Pfalz weit über dem Bundesschnitt. Für die Zukunft sei mit einem weiteren Temperaturanstieg, längeren Trockenperioden und häufigeren Extremwetterereignissen zu rechnen. Darunter leiden die Forstwirtschaft, die Landwirtschaft und der Weinbau. 73 Prozent der Waldbäume im Land sind vor allem aufgrund der Klimakrise geschädigt. Höfken und Lemke: „Um unsere Lebensqualität aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen für kommende Generationen zu bewahren, müssen wir unsere Klimaschutzziele erreichen. Rheinland-Pfalz soll in diesem Prozess eine Vorbildfunktion einnehmen.“ Quelle: Ministerium Mainz

Mitbringsel aus Paris

Alle Fotos zur freien Verwendung, 12.12.2015 Reinhard Sczech

Motivation und Erleichterung

Ich war drauf und dran zu verzweifeln. Kann die Menschheit denn wirklich so blöd sein? Jetzt bin ich wieder hoch motiviert. Das waren lehrreiche Tage in Paris.

ClimateJustice_2015_12_12_Paris_23 Ein Gruß an alle Freunde der Hunsrücker Höhenwind Gesellschafter und Bertram Fleck: In einem Pariser Café habe ich einen tollen holländischen Aktivisten getroffen, der voller Begeisterung die Entwicklung im Hunsrück wahrgenommen hat. Eine Botschaft an alle die jetzt noch gegen die Windenergie kämpfen: Ja, es gibt Beeinträchtigungen, ja das Landschaftsbild ändert sich, ja es gibt Fehlplanungen. Aber ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, mit wie vielen Hoffnungen Menschen aus aller Welt auf Deutschland schauen.

ClimateJustice_2015_12_12_Paris_24

Der Hunsrück exportiert erneuerbare Energie. Nachhaltig! Bitte macht mit, oder wenn ihr schon nicht mitmachen wollt, macht den Weg frei. Ihr wollt die Heimat erhalten wie sie ist – aber Zerstörungen währen die Folge, die unsichtbar für unsere Kameras und Reporter bei den ärmsten der Armen angefangen haben und auch uns erreichen werden.

Die Prinzen

Saudi-Arabien alimentiert 7000 (geldgierige?) Prinzen. Prinz al-Walid Bin Talil, seine Frau und seine Kinder wohnen in 320 Zimmern in einem sandfarbenen Palast, der mit italienischem Marmor ausgekleidet ist, mitten in Riad.

Dazu kommen drei Hallen-Schwimmbäder, Tennisplätze, 250 Fernseher, ein Kinosaal und fünf Küchen, die 2000 Gäste auf einmal beköstigen können. In der Garage des Prinzen steh ClimateJustice_2015_12_12_Paris_31 en 200 Luxusautos, darunter Rolls-Royce, Ferrari und Lamborghini. Dieser Reichtum wird von Öl gespeist. Könnt ihr euch vorstellen, welcher Kampf es war die Zustimmung der Saudis zu bekommen? Könnt ihr euch vorstellen, wie bitter die neusten Abschätzungen der Klimaforscher sind, um selbst ein Kopfnicken zu bekommen, das Saudi Arabiens Geschäftsmodell völlig in Frage stellt?

2050 „klimaneutral“

Die Koalition der „Ambitionierten“ hat sich in Paris durchgesetzt. Beschlossen wurde , dass die Menschheit ab 2050 „klimaneutral“ lebt. Ursprünglich sollte im Vertrag stehen, dass die Menschheit ab 2050 „Treibhausgas-frei“ lebt. Aber das scheiterte an den erdölproduzierenden Ländern. „Treibhausgas-frei“ hätte bedeutet, dass diese Länder bald kein Erdöl mehr fördern dürften. Der jetzige Beschluss besagt, dass die Treibhausgase, die nach 2050 noch entstehen, kompensiert werden müssen – etwa durch Aufforstung oder neue Technologien.

Climate Justice! Now!

„Die Weltgemeinschaft hat verstanden, dass die Gefahren durch den Klimawandel viel größer sind als zuvor angenommen“, sagte Bill Hare , der Chef des Forschungsinstituts Climate Analytics. „Das Paris-Abkommen ist ein historischer Wendepunkt für die ganze Welt.“

Die roten Linien werden gezogen: Clim Acts aus Australien

Ärmel aufkrempeln

„Wir sind extrem glücklich“, erklärte EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete. Die Schweizer Bundesrätin Doris Leuthard sagte: „Für die Schweiz war es wichtig, dass alle Verantwortung übernehmen und die Zweiteilung aufgehoben wird.“ Aber auch Südafrikas Umweltministerin Edna Molewa sieht einen „Wendepunkt zu einer besseren und sichereren Welt“.

Frankreichs Präsident François Hollande sagte sogar: „Wir haben heute die beste und friedlichste Revolution geschafft – eine Revolution für den Klimaschutz“. Und Bubu Pateh Jallow , einer der Chefunterhändler der ärmsten Staaten, sagte: „Der Vertrag ist eine wirklich gute Arbeitsbasis“.

„Die Unterschrift ist nur der Anfang, jetzt geht es darum, ihn auch umzusetzen.“ Russlands Umweltminister Sergej Donskoj betonte: „Jetzt steht uns die Ratifikation bevor!“ Der hintere Teil der Vereinbarung nämlich, zwölf der 31 Seiten, muss zu nationalem Recht werden. Und das in jedem der 195 Mitgliedsländer, ein Prozess, der im Falle des Kyoto-Vertrages acht Jahre gedauert hat. Aber diesmal soll der Paris-Vertrag bereits ab 2020 gelten – in vier Jahren.

Dass dieses Ziel nun benannt wird, bedeutet: Die Weltgemeinschaft hat endlich realisiert, wie ernst die Warnungen sind, die die Klimaforscher aufgestellt haben . So weit, so gut, aber auch so unzulänglich. Denn diese Erkenntnis wird – zumindest noch – nicht ausreichend in konkretes Handeln umgesetzt.

Fakt ist: Die Treibhausgas-Limits, die die Länder der Erde sich gegeben haben und die die Basis des Paris-Vertrags bilden, bringen die Welt nur auf einen Drei-Grad-Pfad – also auf einen Kurs, bei dem Elemente des Klimasystems destabilisiert würden, darunter der Grönland-Eisschild, die Permafrostböden und die Regenwälder. Höhere Ansprüche trauten sich die Architekten des Paris-Deals nach dem Kopenhagen-Debakel nicht mehr zu stellen.

Gewaltfrei und ohne Presse

Tolle Tage in Paris, mit Wechselbädern der Gefühle

Tja Leute, wir haben uns das Demonstrationsrecht erkämpft. Entschieden und gewaltfrei. In der deutschen Presse habe ich noch kein Wort darüber gelesen. Über die Demo am Eifelturm wurde bischen berichtet. Aber die vorhergehende und  aus meiner Sicht wichtigere in der Avenue de la Grande Armée vor dem Arc de Triomphe wurde  fast ausschließlich über soziale Medien, wie diesen Blog transportiert.

Sind wir mal milde, das Demonstrationsverbot hat natürlich dazu geführt, dass auch die Presse nicht über die Details der Planungen informiert war.

Quellen

Klimaretter.Info

Skeptical Science

350.org

Video von der Demo

DemocracyNOW

ARD Tagesschau COP21 live Blog

SonnenSeite

germanwatch

Paris 2015 kann die Welt ändern

Die Demonstranten sind entschlossen

Die politische Führung der Pariser Polizei hat die Situation richtig eingeschätzt. Die Demonstranten waren zwar nicht in riesengroßen Massen, aber dafür umso fester entschlossen ein Zeichen zu setzen.

Es wurde klar gemacht, um 12 Uhr werden wir auf die Avenue de la Grande Armée strömen, den Verkehr stoppen und auf der breiten Prachtstraße vor dem Arc de Triomphe unsere roten Linien ziehen.

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1,5 Grad oder Chaos

Wir fordern Klimagerechtigkeit. Jetzt.

Ami Goodman von Democracy Now interviewt ein Paar. Democracy Now hat eine fantastische Berichterstattung während des Gipfels gemacht.

Ich saß schon eine Stunde vorher am vereinbarten Treffpunkt unserer Gruppe im Café Victor Hugo. Schnell erkannte ich an den roten Utensilien wer wohl noch alles zu bereit ist, sich über das Demonstrationsverbot hinwegzusetzten.

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Wir brachen auf. In den Nebenstraßen viel Polizei, alle schwer bewaffnet aber entspannt. Wir wussten: diese Auseinandersetzung haben wir gewonnen. Auf der Avenue de la Grande Armée angekommen, war ich einfach nur überwältigt. Die Straße war uns.

… jetzt bin ich etwas schlapp und trinke mal zur Feier des Tages einen guten Rotwein.