Götterdämmerung

Unter dem Titel “Der Erdöl-Schlussverkauf” wird in der FAZ die Situation der Erdölindustrie analysiert.

FAZ: Kaum einer hat den Schwächeanfall der Ölindustrie im vergangenen Jahr kommen sehen. Doch der Klimawandel könnte das Billigöl zum Normalfall machen. Sind fossile Brennstoffreserven tatsächlich nichts mehr wert?

Bitteschön, jetzt aber.  Das zeigt nur wie vernagelt, gierig und unfähig zur Interpretation ihrer eigenen Daten diese Leute sind. Der Zusammenhang zwischen CO2 und katastrophalem Treibhauseffekt auf der Erde war im Detail schon Jahre vorher bekannt.

Iran
Wie hier im Iran, immer mehr Menschen begreifen: Die Zahl 350 steht für Klimasicherheit. Um einen bewohnbaren Planeten zu erhalten, so sagen uns Wissenschaftler, müssen wir die Menge an CO2 in der Atmosphäre von derzeit 400 ppm (Teilchen pro Million) auf unter 350 ppm verringern. Wir glauben, dass eine globale Graswurzelbewegung unsere Politiker mit den wissenschaftlichen Fakten und Prinzipien der Gerechtigkeit in die Verantwortung nehmen kann. Wenn wir das schaffen, können wir damit beginnen, die Lösungen, die uns allen eine bessere Zukunft garantieren, umzusetzen.

FAZ “Es ist derzeit eine der spannendsten Kontroversen der Klimaschutzpolitik: Die These von den „gestrandeten Vermögenswerten“ (stranded assets) hat binnen kurzer Zeit die Debatte um fossile Brennstoffe auf den Kopf gestellt. Viele Jahre lang drehte sich die Energiedebatte um die Frage, ob der Welt das Öl ausgeht (peak oil). Jetzt dagegen lautet die Warnung, dass womöglich viel mehr Öl da ist, als gebraucht wird.

Seit dem vergangenen Jahr haben sich die Ölpreise rund halbiert, kaum ein Energiefachmann hatte diesen Schwächeanfall kommen sehen. Doch die These von den gestrandeten Vermögenswerten legt nahe, dass der Klimawandel das Billigöl zum neuen Normalfall machen wird. Das Argument lautet: Ölquellen, Gasfelder und Kohleminen seien sehr viel weniger wert als bisher angenommen. Denn ein Großteil der noch vorhandenen Reserven an fossilen Brennstoffen könne nie verbrannt werden, weil dadurch viel mehr Kohlendioxid freigesetzt würde, als das Weltklima verkrafte. Früher oder später würden deshalb Klimaschutzmaßnahmen zwangsläufig die überschüssigen Reserven an Kohle, Öl und Gas wertlos machen.”

Hoffentlich werden dafür auf dem Weltklimagipfel im Dezember in Paris die richtigen Signale gesetzt.

Malaysia
Menschen in Malaysia unterstützen die Ziele von 350.org

FAZ: “Aus dieser Argumentation wird dann die Forderung an Konzerne wie Exxon-Mobil, Shell und BP abgeleitet, kein Geld mehr in die teure Suche nach neuen Ölquellen zu stecken. Wozu auch, denn die Welt habe ja schon heute mehr Öl, als sie gebrauchen könne. Die Unternehmen sollten die eingesparten Milliarden besser an ihre Aktionäre ausschütten und diese das Geld in erneuerbare Energien reinvestieren.”

Ausschüttungen finde ich verantwortungslos. Die sollen erst mal für die angerichteten Schäden haftbar gemacht werden. Natürlich muss auch den Mitarbeitern eine Alternative geboten werden, also in erneuerbare investieren.

FAZ “Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass zwei Drittel der fossilen Brennstoffreserven in der Erde bleiben müssen, wenn der globale Temperaturanstieg auf die von Klimaforschern angemahnten 2 Grad Celsius begrenzt werden soll. Fachleute der amerikanischen Großbank Citigroup erwarten, dass deshalb bis zur Mitte des Jahrhunderts Kohle, Öl und Gas im Wert von rund 90 Billionen Euro „stranden“. Die britische Notenbank warnt schon, eine abrupte Abwertung von fossilen Brennstoffen könnte die Stabilität des globalen Finanzsystems bedrohen. Schließlich zählen die Ölriesen bisher zu den wertvollsten Unternehmen der Welt.”

Und dann können wir Steuerzahler diese Steuerflüchtlinge wieder retten.  Besonders heftig werden die Verwerfungen um die Ölstaaten. Saudi Arabien ohne Öl-Reichtümer? Ja, bitte schnell, das hilft sehr im Kampf gegen den IS Terror.

FAZ ” Viele Investoren haben sich der „Divest“ Bewegung angeschlossen

Im Ringen um den Klimaschutz entwickelt derzeit kaum ein Argument eine solche Durchschlagskraft wie dieses. Am Kapitalmarkt beginnen langfristig orientierte Investoren Geld aus fossilen Brennstoffen abzuziehen – aus Sorge um ihre Reputation, aber auch, weil sie das Entwertungsrisiko ernst nehmen. Bisher trifft dieser Anleger-Boykott vor allem die besonders klimaschädliche Kohle. Norwegens Staatsfonds, der größte der Welt, will nicht mehr in Kohleaktien investieren. Große Versicherungen und Banken wie Axa und Bank of America kündigten ähnliche Schritte an.

Schätzungen zufolge haben sich mittlerweile Investoren mit einem verwalteten Vermögen von 2,3 Billionen Euro dieser „Divest“-Bewegung angeschlossen. Damit hat sich das Volumen binnen eines Jahres mehr als verfünfzigfacht. Sollten die Staats- und Regierungschefs auf dem Klimagipfel der Vereinten Nationen im Dezember in Paris energischere Maßnahmen gegen den Klimawandel beschließen, könnte sich dieser Trend verstärken.”

Jennifer_Esperanza
Bill Mc Kibben, Foto Jennifer Esperanza

…. hat die globale Klimabewegung auch hart für gekämpft, speziellen Dank an 350.org Bill McKibben.

FAZ “Die These der gestrandeten Vermögenswerte ist allerdings umstritten. Einerseits könnte der technische Fortschritt in Zukunft doch eine klimaschonende Nutzung fossiler Brennstoffe möglich machen. Andererseits wischen Ölmanager die Bedenken bisher als unrealistische Gedankenspiele zur Seite mit der Begründung, der globale Energiehunger sei schlicht zu groß, als dass fossile Brennstoffe wertlos werden könnten. Sie verweisen auf Prognosen der IEA, nach denen die Welt auch im Jahr 2040 noch drei Viertel ihres Energiebedarfs mit fossilen Brennstoffen decken werde.”

… noch ein allerletzter Versuch der Realitätsverweigerung.  Leute, dieses Risiko wollen wir für unseren Planeten nicht eingehen, denn wir haben keinen Plan B.

FAZ ” Doch auch wenn der Verbrauch so schnell nicht verebben sollte, ist eine frühzeitige Reserven-Entwertung vorstellbar, denn schon die Angst vor einem künftigen Wertverlust könnte dazu führen, dass fossile Brennstoffe in einer Art Schlussverkauf zu Niedrigpreisen verramscht werden. Mehr als 70 Prozent der Ölreserven werden vom Ölstaatenkartell Opec kontrolliert. Beim heutigen Förderniveau würde es bis ins Jahr 2105 dauern, bis das Kartell seine Reserven vollständig ausgeschöpft hätte. Es wäre deshalb nur vernünftig, dass sich die Opec schon heute Gedanken darüber macht, ob es im nächsten Jahrhundert noch einen Ölmarkt gibt.

Der Schlussverkauf fängt also womöglich an, lange bevor das Erdölzeitalter zu Ende geht. Denn folgen die Ölstaaten der These der gestrandeten Vermögenswerte, müssen sie alles daransetzen, ihre Fördermengen zu steigern, um ihren Ölschatz zügig in Einnahmen umzumünzen. Zwar würde das höhere Angebot wohl rasch den Preis deutlich drücken, aber es wäre immer noch besser, jetzt Abschläge in Kauf zu nehmen, als später womöglich ganz auf dem Öl sitzenzubleiben, weil es keinen Markt mehr dafür gibt. Die Klimadebatte wird die Spielregeln in der Ölindustrie radikal verändern und das Geschäftsmodell der Konzerne in Frage stellen. Nicht von heute auf morgen, aber auch nicht erst am Sanktnimmerleinstag, wie die Ölmanager glauben machen wollen.”

FAZ 15.10.2015, Markus Theurer, aus dem Herzen des europäischen Turbokapitalismus, London

Wir müssen verhindern, dass diese skrupellosen Menschen noch schnell alle Kohle-, Öl- und Gasreserven raushauen, weil sie sich in ihren teuren Villen, hinter hohen Mauern sicher fühlen.

EndeGelaende
“Ende Gelände” fordert die deutsche Klimabewegung von der RWE

 

Hoffnungsschimmer

Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell stoppt die Suche nach Öl in Alaska. Als Gründe nannte Shell mangelnden Erfolg und zu hohe Kosten. “Die Quelle wird versiegelt und verlassen.” Weitere Bohrungen seien dort in “absehbarer Zukunft” nicht geplant, teilte das Unternehmen in London mit.
Ein großer Erfolg der weltweiten Umweltbewegung. Am Samstag vorher noch hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace in mehr als 40 deutschen Städten gegen die Ölbohrungen von Shell in der Arktis protestiert. An den Tankstellen des Unternehmens klebten Aktivisten Protestaufkleber an Zapfsäulen und Werbeplakate.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid: “Wenige Wochen vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Paris bohrt Shell nach Öl in der Arktis. Das zeigt die Rücksichtslosigkeit, mit der der Konzern an einem überkommenen Geschäftsmodell festhält.” Shell müsse “die klimapolitische Amokfahrt” stoppen.

Und jetzt ist STOPP.

Die finanziellen Belastungen für den Stopp bezifferte Shell auf etwa drei Milliarden US-Dollar, bezogen auf den Buchwert des Projektes. Weitere 1,1 Milliarden Dollar dürften für künftige Vertragsverpflichtungen anfallen.

Na also “geht doch”

Von Harpstedt nach Wildeshausen sind am Monatg, 5. Oktober 2015, knapp 50 Klimapilger gewandert. Die Wanderer wollen mit der Aktion „Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ für Klimagerechtigkeit bei der UN-Klimakonferenz in Paris eintreten.

Fotos: Ruth Kuczka

„Wenn jemand zu Fuß durch Länder wandert, will er sehen, was der Klimawandel mit dem Land und den Leuten macht und was getan werden muss“, erklärt Pastorin Elisabeth Saathoff. Das ist einer der Gedanken, die hinter der Aktion „Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ stehen.

In Flensburg startete die Aktion am Sonntag, 13. September 2015. Zur UN-Klimakonferenz in Paris wollen die Wanderer am 28. November 2015 ankommen. Wolfgang Zarth aus Hamburg will den ganzen Weg zurücklegen: „Es bestärkt mich mit Gleichgesinnten zusammenzusein und nicht immer nur als Spinner zu gelten, weil ich Fahrrad fahre und im Winter auch Zuhause einen Pullover trage und dafür die Heizung nicht voll aufdrehe.“

Auf der Internetseite der Aktion „Geht doch!“ können sich Interessierte für einen Pilgertag oder längere Wegabschnitte anmelden.