“Alternative Fakten gefährden Demokratie”

Beitrag aus Klimaretter.info

Am 22. April, dem “Earth Day”, wollen Wissenschaftler in vielen Städten weltweit für die Freiheit der Wissenschaft auf die Straße gehen – in einem “Science March”. Die Bewegung begann in den USA, deren neuer Präsident Donald Trump den Klimawandel ebenso wie die Evolutionstheorie infrage gestellt hat und unter anderem anordnen ließ, dass die Umweltbehörde EPA keine Presseerklärungen mehr herausgeben und ihre Internetseite nicht mehr aktualisieren darf.

Auch in Deutschland soll es einen Science March geben. Ein Gespräch mit einem der Initiatoren, dem Bochumer Autor Claus Martin.

klimaretter.info: Herr Martin, wieso haben Sie Angst vor Donald Trumps “alternativen Fakten”?

Claus Martin: Der konstruktive Dialog ist eine elementare Grundlage unserer Demokratie. Wenn wissenschaftlich anerkannte Fakten angezweifelt, relativiert oder “alternativen Fakten” gegenübergestellt werden, gerät diese Grundlage ins Wanken.

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Weltweite Organisation

Deshalb betrifft eine solche Entwicklung nicht nur Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, sondern unsere Gesellschaft als Ganzes.

Meinen Sie, Trump wird sich beeindrucken lassen? 

Der deutsche Science March richtet sich nicht gegen bestimmte Persönlichkeiten, politische Parteien oder Entscheidungen. Wir verstehen uns auch nicht als “Ableger” unserer amerikanischen Kollegen. Es geht uns darum, für den Wert der Wissenschaft ganz allgemein zu demonstrieren.

Wie ist der Zuspruch in Deutschland?

Der Zuspruch ist außerordentlich groß. Innerhalb nur einer Woche haben wir Rückmeldungen aus zehn großen deutschen Städten bekommen.

Gibt es denn Interesse von den klassischen Wissenschaftsorganisationen? 

Wir sind im Gespräch mit zahlreichen großen Wissenschaftsorganisationen, die alle unserem Anliegen sehr positiv gegenüberstehen. Inwiefern es zu einer organisatorischen Zusammenarbeit kommen wird, ist derzeit noch offen.

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March For Science Frankfurt am Main 22. April 2017

Wie groß ist das Interesse in anderen Ländern außerhalb der USA?

Der 22. April, der Earth Day, wird ein Tag sein, an dem Wissenschaftler auf der ganzen Welt für ihr gemeinsames Ziel auf die Straße gehen. In mehr als 100 Städten in vielen Ländern wird dieser Tag derzeit vorbereitet.

Allein diese Vielzahl und das globale Interesse dokumentiert, dass es um viel mehr geht als um eine Protestaktion gegen einen einzelnen Politiker.

Am Tag der Erde – am “Earth Day” – soll dieses Jahr auch für die Freiheit und Würde der Wissenschaft demonstriert werden. (Foto: NASA/Wikimedia Commons)

In welchen Wissenschaftsbereichen ist die Gefahr am größten? Klimaforschung, Soziologie, Medizin? Beim Klimawandel ist Trump etwas zurückgerudert, er sagte, es könne doch einen gewissen Zusammenhang mit menschlichen Aktivitäten geben …

Ob in dem einen oder anderen Bereich die Gefahr größer ist oder nicht, können wir nicht einschätzen. Wir beurteilen das, was wir beurteilen können – und das ist die Situation der Wissenschaft insgesamt.

Herr Martin, Sie sind selbst kein Wissenschaftler. Wieso engagieren Sie sich so stark für den “Science March”?

Die Sache geht jeden an, nicht nur Wissenschaftler. Sie muss im Vordergrund stehen, nicht Personen.

Ich beteilige mich an der Planung dieser Aktion mit einem großen Team, darunter natürlich viele Wissenschaftler. Uns allen ist Wissenschaft und der Umgang mit Fakten aus den genannten Gründen wichtig.

Interview: Joachim Wille

Warum die Sache schiefgeht

Börsenkolumnist Dr. Bernd Niquet in seinem Börsenbrief zu dem Buch von Karen Duve “Warum die Sache schiefgeht – Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen”

“Ich denke zwar weiterhin, dass wir unsere natürliche Umwelt systematisch zerstören, möchte aber trotzdem lieber von unfähigen Politikern und korrupten Wirtschaftsführern regiert werden als von so einer Fascho-Öko-Tussi. Lieber in Freiheit umkommen als in einer Diktatur weiterleben.”

Vermutung: Dr. Bernd Niquet ist ein älterer weißer Mann, keine Kinder, isst gerne gutes Fleisch, liebt sein dickes Auto und Südsee Urlaub und und  …. aber um Himmelswillen stopp,  nicht spekulieren. Vielleicht ist er auch ein Idealist, hat geniale Ideen wie wir den Klimawandel anders stoppen und sorgt sich rührend um seine Kinder. Was schwer fällt zu glauben, ist sein Sachverstand in Sachen Risikoabschätzung.

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Hier der volle Text im “Doersam-Brief” vom  9.11.2014

Warum die Sache schiefgeht, von Dr. Bernd Niquet

Es war dieser Satz über den Zustand unserer Welt, der mich in den
Bann gezogen hatte: “Alle, die es wissen wollen, wissen sehr gut,
was da auf uns zukommt.” Denn ist das nicht genau die These, die ich
in meinem neuen Buch “Die bewusst herbeigeführte Naivität” selbst
vertrete, dessen Erscheinen ich Ihnen hier feierlich mitteilen kann?

Meine in diesem Buch ausgebreitete Auffassung lautet: Unsere moderne Welt ist so komplex, dass kaum noch jemand in der Lage ist, sie zu begreifen. Ihre Grundlagen sind hingegen eigentlich für jeden sehr einfach zu verstehen, und damit die Frage, was richtig und was falsch ist.

Aus diesem Grunde habe ich mir dann das Buch von Karen Duve “Warum die Sache schiefgeht – Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen” gekauft. Doch großer Gott, ich habe keineswegs erwartet, was da auf mich zukommt.

Es beginnt bereits auf der ersten Seite. Da will die Autorin mit der
Gehirnforschung zeigen, wie wir Menschen uns schwertun, eine “noch nie dagewesene Katastrophe zu begreifen.” Es passiert selten, dass ich bei einem Buch bereits beim dritten Satz wütend werde, doch hier ist das so.

Denn hier wird suggeriert, es gäbe ein richtiges und ein falsches
Wissen. Frau Duve möchte also, dass wir alle einer Meinung sind und alle die richtige Weltsicht haben. Kommt einem das nicht gerade zum 25sten Jubiläum des Mauerfalls merkwürdig vertraut vor?

Als Börsianer weiß ich gut genug, dass wir nur dann eine Zukunft
haben, wenn unsere Meinungen über die Zukunft divergieren. Wären wir plötzlich alle einer Meinung, würde das System zusammenbrechen. Denn wenn plötzlich jeder verkaufen wollte, gäbe es keine Käufer mehr. Und ist das nicht in unserer Gesellschaft genauso?

Es geht hier also anscheinend um Diktatur. So wie der Marxismus-Leninismus in der DDR das wissenschaftlich fundierte Weltbild der Arbeiterklasse abgeben sollte, möchte Frau Duve uns heute die Ergebnisse der Klimaforschung als wissenschaftlich fundiertes wahres Abbild der realen Welt überstülpen.

Wer sich einmal mit Modelltheorie befasst hat, weiß, dass kein
Forscher in der Lage ist, die Ausbreitung auch nur eines einzelnen
Gases in der Atmosphäre vollständig zu beschreiben. Doch diese dumme Nuss von Autorin glaubt unbesehen, dass man die Klimaerwärmung der Erde bis zum Jahr 2100 numerisch bis auf die erste Nachkommastelle genau berechnen kann. Da bleibt mir fast die Luft weg.

Nach der Einleitung habe ich das Buch weggeworfen, weil ich mich
nicht weiter ärgern möchte. Erreicht hat das Buch bei mir genau das
Gegenteil dessen, was beabsichtigt war. Ich denke zwar weiterhin,
dass wir unsere natürliche Umwelt systematisch zerstören, möchte
aber trotzdem lieber von unfähigen Politikern und korrupten
Wirtschaftsführern regiert werden als von so einer Fascho-Öko-Tussi. Lieber in Freiheit umkommen als in einer Diktatur weiterleben.

Wenn Sie dagegen ein eher undogmatisches und selbstkritisches Buch zu diesem Thema sowie über die Euro- und Ukrainekrise lesen wollen, schauen Sie hier: “Die bewusst herbeigeführte Naivität”,
http://newsletter.ftrend.info/go/7/1422TVNP-141P2L8A-UUFRSP4-V3QI47.php.

Ausführliche Informationen zum DOERSAM-BRIEF finden Sie im Internet unter: www.doersam-brief.de

Der DOERSAM-BRIEF kann unter www.doersam-brief.de abonniert werden.

Für Anregungen, Kritik und Kommentare haben wir immer ein offenes Ohr, selbstverständlich auch für lobende Worte. Wir freuen uns auf Ihre Meinung: mailto:[email protected]

 

Kartaz-logoen Duve in der taz:

“Selbstverständlich sind auch die Politik, der Kapitalismus und der Mensch als Gattung schuld. Vor allem aber ist es eine kleine Kaste ehrgeiziger, machtbesessener und risikobereiter Männer – teilweise echte Psychopathen –, die seit Urzeiten die Weltläufe und die Ideologien bestimmt und die langfristigen Interessen der Menschheit für den kurzfristigen Vorteil ihres Unternehmens aufs Spiel setzt, und zwar in jeder Staatsform, wie man am realen Kapitalismus sehen kann und am realen Sozialismus sehen konnte.”

http://www.taz.de/!147901/