Klimawandel: Die Zeit läuft ab

[euronews 2014]

Ein ehemaliges Feuchtgebiet in der chinesischen Provinz Gansu. Inzwischen ist eine Wüste daraus geworden, eine der Folgen des Klimawandels. Die weltweite Durchschnittstemperatur steigt immer schneller. Von 1880 bis 2012 waren es 0,85 Grad Celsius – soviel wie nie zuvor in einem solchen Zeitraum. Die Konzentration von Gasen in der Atmosphäre hat einen Treibhauseffekt auf einem Niveau ausgelöst, wie es ihn seit 800.000 Jahren nicht mehr gegeben hat.

Der Vorsitzende des Weltklimarates (IPCC), Rajendra Pachauri, warnte anlässlich der Vorstellung des Klimaberichtes an diesem Sonntag in Kopenhagen davor, dass das Handlungsfenster sich immer schneller schließe. Der Etat, mit dem sichergestellt werden solle, dass durch Kohlenstoffemissionen die Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert um nicht mehr als zwei Grad Celsius steigen solle, sei zu einem großen Teil bereits aufgebraucht.

Um dieses Ziel einzuhalten, müsste der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen nach Ansicht von Wissenschaftlern zwischen 2010 und 2050 um 40 bis 70 Prozent gesenkt werden. Experten meinen, der Wechsel von fossilen zu erneuerbaren Energien sei ohne große Folgen für das Wachstum machbar.

Die großen Ölkonzerne freilich sehen das anders. In der kanadischen Provinz Alberta soll eine Pipeline gebaut werden, die durch die USA bis in den Golf von Mexiko führt. Al Reid ist Sprecher des energiekonzerns Cenovus: “Fossile Brennstoffe haben für einen unvergleichlichen Lebensstil und eine hohe Lebensqualität gesorgt – sowohl in Nordamerika als auch in Westeuropa. Wir denken, das wird so weiter gehen”, sagt er.

Die Pipeline soll über Farmland im US-Bundesstaat Nebraska führen. Es ist eines der umstrittensten Projekte in den USA. Eine heiße Kartoffel auch für Präsident Barack Obama, denn viele Farmer sind gegen das Projekt. Auch Meghan und Rick Hammond wehren sich seit sechs Jahren dagegen. “Unsere Generation stammt aus der Zeit, als Kennedy die Welt zu einem besseren Ort machen wollte, dazu woll auch wir einen Beitrag leisten. Angesischts des Klimawandels möchte ich diese Welt als eine lebensfähige hinterlassen”, sagt er.

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Die ausgelöschte Supermacht

Quelle:  israelnetz.com

Fast zweitausend Jahre lang hat das Assyrische Reich den Mittleren Osten beherrscht. Vor etwa 2.700 Jahren ist das mächtige Reich im heutigen IS-Gebiet zwischen Nord-Irak und Syrien implodiert. Fortan wurde es von den Hethitern (den heutigen Türken) und den Babyloniern (heute Irak) beherrscht. Jüngste Erkenntnisse über seinen Zusammenbruch lösen in Israel Sorge aus.

Der plötzliche Zusammenbruch sei eine Folge von Überbevölkerung und Dürre gewesen. Diese Erkenntnisse eines türkisch-amerikanischen Forscherteams lösen ausgerechnet in Israel Sorgen aus. Israel steht auf dem internationalen Index überbevölkerter Länder an zweiter Stelle nach Singapur und vor Kuwait. Zugleich wird wegen des Klimawechsels zunehmende Dürre in der ganzen Region vorhergesagt. Adam Schneider von der „University of California“, San Diego, und Selim Adali von der Istanbuler Universität behaupten, erstmals einen Zusammenhang zwischen Klimawechsel und dem Untergang einer Supermacht hergestellt zu haben. Sie veröffentlichten ihre These im Journal „Climatic Change“ mit einem Spruch des Königs Sanherib als Titel: “Keine Ernte eingefahren”.

Im Jahr 701 vor Christus ist unter König Hiskia in Judäa ein von Ägypten und den Babyloniern gestützter Aufstand gegen die Assyrer ausgebrochen. Sanherib kam und belagerte das von Hiskia mit einem bis heute erhaltenen unterirdischen Wassertunnel und mit Mauern befestigte Jerusalem. Doch der assyrische König musste wegen eines Aufstandes in Ninive unverrichteter Dinge heimkehren, zumal laut Bibel „Boten Gottes 185.000 im Lager der Assyrer getötet hatten“ (2. Könige 19,35).

Die Forscher behaupten, dass die Wirtschaft wegen fünfjähriger Dürre und Überbevölkerung zusammengebrochen und das politische System durch Bürgerkriege erheblich geschwächt worden sei. Deshalb wäre die Supermacht zum Raub anderer Völker geworden. Ninive wurde 612 vor Christus von Babyloniern und Medern eingenommen.

In der ehemaligen assyrischen Hauptstadt Ninive hat übrigens die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) vor kurzem das Grab des biblischen Propheten Jona abgerissen.

Foto: YouTube/Screenshot Israelnetz
Im Juli hat die Terrormiliz IS im irakischen Mossul das Grab des alttestamentlichen Propheten Jona zerstört. Foto: YouTube/Screenshot Israelnetz

Warum die Sache schiefgeht

Börsenkolumnist Dr. Bernd Niquet in seinem Börsenbrief zu dem Buch von Karen Duve “Warum die Sache schiefgeht – Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen”

“Ich denke zwar weiterhin, dass wir unsere natürliche Umwelt systematisch zerstören, möchte aber trotzdem lieber von unfähigen Politikern und korrupten Wirtschaftsführern regiert werden als von so einer Fascho-Öko-Tussi. Lieber in Freiheit umkommen als in einer Diktatur weiterleben.”

Vermutung: Dr. Bernd Niquet ist ein älterer weißer Mann, keine Kinder, isst gerne gutes Fleisch, liebt sein dickes Auto und Südsee Urlaub und und  …. aber um Himmelswillen stopp,  nicht spekulieren. Vielleicht ist er auch ein Idealist, hat geniale Ideen wie wir den Klimawandel anders stoppen und sorgt sich rührend um seine Kinder. Was schwer fällt zu glauben, ist sein Sachverstand in Sachen Risikoabschätzung.

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Hier der volle Text im “Doersam-Brief” vom  9.11.2014

Warum die Sache schiefgeht, von Dr. Bernd Niquet

Es war dieser Satz über den Zustand unserer Welt, der mich in den
Bann gezogen hatte: “Alle, die es wissen wollen, wissen sehr gut,
was da auf uns zukommt.” Denn ist das nicht genau die These, die ich
in meinem neuen Buch “Die bewusst herbeigeführte Naivität” selbst
vertrete, dessen Erscheinen ich Ihnen hier feierlich mitteilen kann?

Meine in diesem Buch ausgebreitete Auffassung lautet: Unsere moderne Welt ist so komplex, dass kaum noch jemand in der Lage ist, sie zu begreifen. Ihre Grundlagen sind hingegen eigentlich für jeden sehr einfach zu verstehen, und damit die Frage, was richtig und was falsch ist.

Aus diesem Grunde habe ich mir dann das Buch von Karen Duve “Warum die Sache schiefgeht – Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen” gekauft. Doch großer Gott, ich habe keineswegs erwartet, was da auf mich zukommt.

Es beginnt bereits auf der ersten Seite. Da will die Autorin mit der
Gehirnforschung zeigen, wie wir Menschen uns schwertun, eine “noch nie dagewesene Katastrophe zu begreifen.” Es passiert selten, dass ich bei einem Buch bereits beim dritten Satz wütend werde, doch hier ist das so.

Denn hier wird suggeriert, es gäbe ein richtiges und ein falsches
Wissen. Frau Duve möchte also, dass wir alle einer Meinung sind und alle die richtige Weltsicht haben. Kommt einem das nicht gerade zum 25sten Jubiläum des Mauerfalls merkwürdig vertraut vor?

Als Börsianer weiß ich gut genug, dass wir nur dann eine Zukunft
haben, wenn unsere Meinungen über die Zukunft divergieren. Wären wir plötzlich alle einer Meinung, würde das System zusammenbrechen. Denn wenn plötzlich jeder verkaufen wollte, gäbe es keine Käufer mehr. Und ist das nicht in unserer Gesellschaft genauso?

Es geht hier also anscheinend um Diktatur. So wie der Marxismus-Leninismus in der DDR das wissenschaftlich fundierte Weltbild der Arbeiterklasse abgeben sollte, möchte Frau Duve uns heute die Ergebnisse der Klimaforschung als wissenschaftlich fundiertes wahres Abbild der realen Welt überstülpen.

Wer sich einmal mit Modelltheorie befasst hat, weiß, dass kein
Forscher in der Lage ist, die Ausbreitung auch nur eines einzelnen
Gases in der Atmosphäre vollständig zu beschreiben. Doch diese dumme Nuss von Autorin glaubt unbesehen, dass man die Klimaerwärmung der Erde bis zum Jahr 2100 numerisch bis auf die erste Nachkommastelle genau berechnen kann. Da bleibt mir fast die Luft weg.

Nach der Einleitung habe ich das Buch weggeworfen, weil ich mich
nicht weiter ärgern möchte. Erreicht hat das Buch bei mir genau das
Gegenteil dessen, was beabsichtigt war. Ich denke zwar weiterhin,
dass wir unsere natürliche Umwelt systematisch zerstören, möchte
aber trotzdem lieber von unfähigen Politikern und korrupten
Wirtschaftsführern regiert werden als von so einer Fascho-Öko-Tussi. Lieber in Freiheit umkommen als in einer Diktatur weiterleben.

Wenn Sie dagegen ein eher undogmatisches und selbstkritisches Buch zu diesem Thema sowie über die Euro- und Ukrainekrise lesen wollen, schauen Sie hier: “Die bewusst herbeigeführte Naivität”,
http://newsletter.ftrend.info/go/7/1422TVNP-141P2L8A-UUFRSP4-V3QI47.php.

Ausführliche Informationen zum DOERSAM-BRIEF finden Sie im Internet unter: www.doersam-brief.de

Der DOERSAM-BRIEF kann unter www.doersam-brief.de abonniert werden.

Für Anregungen, Kritik und Kommentare haben wir immer ein offenes Ohr, selbstverständlich auch für lobende Worte. Wir freuen uns auf Ihre Meinung: mailto:[email protected]

 

Kartaz-logoen Duve in der taz:

“Selbstverständlich sind auch die Politik, der Kapitalismus und der Mensch als Gattung schuld. Vor allem aber ist es eine kleine Kaste ehrgeiziger, machtbesessener und risikobereiter Männer – teilweise echte Psychopathen –, die seit Urzeiten die Weltläufe und die Ideologien bestimmt und die langfristigen Interessen der Menschheit für den kurzfristigen Vorteil ihres Unternehmens aufs Spiel setzt, und zwar in jeder Staatsform, wie man am realen Kapitalismus sehen kann und am realen Sozialismus sehen konnte.”

http://www.taz.de/!147901/

 

Globale Erwärmung und Klimawandel einfach erklärt

Globale Erwärmung und Klimawandel – spätestens seit sich zerstörerische Hurrikane, sengende Sommerhitze und milde Winter häufen, sind diese beiden Worte in aller Munde. Die Prognosen für die Zukunft klingen nicht weniger bedrohlich: Wüsten breiten sich aus, Gletscher schmelzen und Landstriche werden überflutet. Mittlerweile hat man die Gefahren des Klimawandels erkannt und bemüht sich weltweit um Klimaschutz. Doch wie konnte es überhaupt zum Klimawandel kommen? Und reichen die Bemühungen im Kampf gegen die globale Erwärmung aus?

 

Die Bundeszentrale für politische Bildung erklärt die Zusammenhänge.

 

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Dramatische Dürre: Wie Wassermangel die Wirtschaft in Brasilien und Kalifornien lahm legt

Die Dürre in etlichen Teilen der Welt schadet der Wirtschaft enorm – von der Viehhaltung über die Industrie bis zu den Energieversorgern. Wenn es nicht bald kräftig regnet, könnten die Auswirkungen im nächsten Jahr massiv sein.

Obwohl es zuletzt ein wenig geregnet hat, leidet der brasilianische Bundesstaat Sao Paulo unter der schlimmsten Dürre seit sechs Jahrzehnten. Die Region steht für ein Drittel der Wirtschaftsleistung Brasiliens, weshalb die wiedergewählte Präsidentin Dilma Rousseff das Problem zügig angehen will. „Alles was in Sao Paulo passiert beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum Brasiliens”, sagte Leonardo Dutra, Analyst bei Ernst & Young. „Der Mangel an Wasser kann die Erholung der Wirtschaft verzögern.” Sie steckt bereits in der Rezession, weshalb Wassermangel das Letzte ist, was sie gebrauchen kann. Die Hälfte der brasilianischen Textilproduzenten sind in Sao Paulo. Weil der Wasserbestand im Verhältnis zu dem Abwasser deutlich zurückgegangen ist, ist die Wasserqualität in der Region deutlich schlechter geworden.

Agrarindustrie unter Druck

Weil die Dürre die Zuckerproduktion in Brasilien beeinträchtigt, soll sie in diesem Jahr um 16 Prozent auf 31,6 Mio. Tonnen sinken. In Brasilien wird der Rohstoff aus Zuckerrohr hergestellt. Der Wassermangel hat die Kaffeeproduktion deutlich beeinträchtigt. Die Branche macht sich bereits Sorgen wegen der Qualität der 2015er-Ernte. Brasilien steht für ein Drittel der weltweiten Kaffeeproduktion. Zuletzt hat der Chemiekonzern Solvay einen Teil seiner Produktion in Brasilien heruntergefahren, und sich damit einer Reihe von Unternehmen angeschlossen, die unter dem Wassermangel erheblich leiden. Der Zellstoffproduzent Fibria Celulose arbeitet an Notfallplänen. 38 von 645 brasilianischen Städten haben mit der Rationierung von Wasser begonnen. Der Energiekonzern Tractebel Energia hat gewarnt, dass 2015 deutliche höhere Strompreise drohen, wenn es in den ersten Monaten des Jahres 2015 nicht kräftig regnen sollte. Die größte Volkswirtschaft Südamerikas bezieht rund drei Viertel ihres Stroms aus Wasserkraft. Bei Wassermangel müssen die Versorger verstärkt auf Kohle oder Erdgas setzen. Das treibt den Strompreis nach oben. Eine länger anhaltende Dürre würde die Profitabilität vieler Versorger erheblich beeinträchtigen.

Verheerende Dürre in Kalifornien

Nachdem es das dritte Jahr in Folge im US-Bundesstaat Kalifornien deutlich weniger als üblich geregnet hat, herrschten zuletzt in mehr als 80 Prozent des Staats extreme Dürre. Eine wachsende Zahl an Gemeinden läuft Gefahr, dass bis Ende November die Wasserbestände zur Neige gehen. Die Kalifornier haben verstärkt auf das Grundwasser zurückgegriffen, allerdings dauert es lange bis sich das Grundwasser wieder ansammelt. Eine anhaltende Dürre hätte massive Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion, steht Kalifornien doch für die Hälfte des Exports der gesamten USA an Früchten, ein Drittel des Exports an Gemüse und rund 20 Prozent bei Milch. Besorgniserregend ist zudem, mit welch großem Abstand der Bundesstaat Kalifornien in diesen Bereichen vor dem zweitgrößten Produzenten in den USA liegt. Mancher Experte fragt sich daher: Wer soll den Beitrag Kaliforniens an der Lebensmittelproduktion der USA wettmachen?
von Egmond Haidt 30.10.2014 in finanzen100.de

Schwarzer Schnee

Die jetzt sich verstärkende Verdunkelung des grönländischen Eisschildes kann sich auf die ganze Welt auswirken. Weltweit führenden Experten, die die riesigen Eisflächen beobachten, sind fassungslos”. Im vergangenen Jahr  wurde das Eis  sehr viel dunkler.  Es besteht die Gefahr einer gefährlichen “Rückkopplungsschleife“. Es wird weniger Sonnenlicht reflektiert und die globale Erwärmung verstärkt.  Das kann mehr Waldbrände und noch mehr Ruß bringen.

Da die Arktis wärmer wird, brennen die Wälder im Norden wie nie zuvor in den letzten 10.000 Jahren.  Eine Bestandsaufnahme im August 2014:  Waldbrände und “schwere Dürren” wechselten sich mit “Monsun”-Regenfällen in den westlichen Staaten der USA ab. Die extremsten Walbrände wüteten in den nördlichsten Gebieten unserer Erde: In Kanada, Sibirien und Schweden.

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Mehr als 3,3 Millionen Hektar sind in diesem Jahr alleine in den kanadischen Northwest Territories verbrannt, fast neun Mal der langfristige Durchschnitt. Ergebnis: verkohlten Flächen,  größer als die US Bundesstaaten Staaten Connecticut und Massachusetts.

Für Kalifornien ist 2014 eines der schlimmsten Waldbrand-Jahre in der jüngeren Vergangenheit. Es ist bereits das dritte Jahr einer der schlimmsten Dürren in dem westlichen Bundesstaat seit Jahrzehnten. Durch starke Winde und extrem trockene Wälder werden die Brände weiter angefacht.

 

Mehr Infos:

darksnow.org

pm-magazin

 

 

 

 

 

don’t worry, be happy

Wolter 1978
(„So leben wir, so leben wir, so leben wir alle Tage“ frei nach Jupp Wolter 1978 – Originalkarikatur: Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn)

Alle machen mit bei Zersägen, Zerhacken und Verbrennen. So wird das Gleichgewicht unseres Planeten zerstört und es wird immer schwieriger den Untergang abzuwenden.

Paris 2015.

 

 

Albtraum “Plus sechs Grad global” eine Aufklärung

Klimawandel: Wie sich die Erde erwärmt, wenn wir so weitermachen

Das ist unsere Zukunft wenn wir nicht umdenken: bekannte Städte gehen unter, ein Drittel der Welt ist Wüste, der Rest müht sich ab um Nahrung und frisches Wasser.

Wenn die globale Erwärmung im gegenwärtigen Tempo so weitergeht, könnten wir unserer Ausrottung ins Auge sehen. Was also ist wirklich zu erwarten, wenn die Erde sich erwärmt? Hier ist ein Grad-für-Grad-Führer.

Erwärmung um 1 Grad Celsius

Eisfreies Meer nimmt mehr Hitze auf und beschleunigt globale Erwärmung; Verlust von Süßwasser auf einem Drittel der Erdoberfläche; tiefliegende Küstengebiete überschwemmt

“Das Erstaunlichste von allem war”, sagt Lynas, “zu sehen, wie die Menschen sich benehmen, wenn die Fassade der Zivilisation einmal weggebrochen ist. Die meisten Opfer waren arm und schwarz und mussten sich selbst durchschlagen, da die Polizei entweder bei den Plünderungen mitmachte oder das Gebiet verließ. Vier Tage nach Beginn der Krise wurden die Überlebenden in den Superdome der Stadt gestopft und lebten neben überfließenden Toiletten und übelriechenden Körpern, da sich Gangs junger Männer mit Gewehren der einzig erhältlichen Nahrung und des Wassers bemächtigten.
Die vielleicht denkwürdigste Szene war ein einzelner Militärhubschrauber, der nur für ein paar Minuten landete. Seine Besatzung warf Nahrungsmittelpakete und Wasser hinaus auf den Boden, bevor sie eilig wieder wie aus einem Kriegsgebiet abhob. In Szenen, die mehr an ein Drittwelt-Flüchtlingslager erinnerten als an ein amerikanisches Stadtzentrum, kämpften junge Männer um Wasser, während schwangere Frauen und die Alten in die Röhre schauten. Wirf ihnen nicht vor, dass sie sich so benehmen, dachte ich. Das passiert, wenn Menschen verzweifelt sind.”

Die Chance, eine globale Erwärmung von einem Grad zu vermeiden: Null.

Erwärmung um 2 Grad Celsius

Europäer sterben an Hitzschlag; Wälder von Feuer verwüstet, gestresste Pflanzen beginnen, CO² auszustoßen, statt es aufzunehmen; ein Drittel aller Arten sehen der Ausrottung entgegen

Nicht nur Küstenstädte werden leiden. Da die Berge ihre Gletscher verlieren, verlieren die Menschen ihre Wasservorräte. Der gesamte indische Subkontinent wird ums Überleben kämpfen. Da die Gletscher von allen höchsten Gipfeln verschwinden, wird ihr Wasser nicht mehr die mächtigen Flüsse speisen, die das lebenswichtige Frischwasser für Hunderte von Millionen liefern. Wassermangel und Hungersnöte werden das Ergebnis sein und die ganze Region destabilisieren. Und dieses Mal wird das Epizentrum der Katastrophe nicht Indien, Nepal oder Bangladesch sein, sondern Pakistan, das im Besitz von Atomwaffen ist.

Die Chance, eine Erwärmung um zwei Grad zu vermeiden: 93 %, aber nur wenn der Ausstoß von Treibhausgasen in den nächsten 10 Jahren um 60 % reduziert wird.

Erwärmung um 3 Grad Celsius

Kohlenstoffausstoß durch Vegetation und Böden beschleunigt globale Erwärmung; Absterben des Amazonas-Regenwaldes; Super-Orkane verheeren Küstenstädte; Hungersnot in Afrika

In dem Maß wie Böden verbrennen, wird das Meer immer weiter ansteigen. Jetzt werden nach der optimistischsten Berechnung 80 % des Meereises in der Arktis verschwunden sein und der Rest wird bald folgen. New York wird überflutet; eine Katastrophe, wie sie Ost-England 1953 traf, wird zu einem nicht nennenswerten regelmäßigen Ereignis; und die Karte von Holland wird von der Nordsee zerrissen. Überall werden hungernde Menschen unterwegs sein – aus Mittelamerika nach Mexiko und die USA, und von Afrika nach Europa, wo wiedererstehende faschistische Parteien die Wahlen gewinnen, indem sie versprechen, sie draußen zu halten.

Die Chance, eine Erwärmung von drei Grad Celsius zu vermeiden: gering, wenn der Anstieg um zwei Grad die Rückkopplungsschleifen des Kohlenstoff-Zyklus in den Böden und Pflanzen auslöst.

Erwärmung um 4 Grad Celsius

Unkontrollierbares Auftauen der Permafrostböden macht globale Erwärmung unaufhaltbar; Großteil von Großbritannien wegen schwerer Überschwemmungen unbewohnbar; Mittelmeerregion verlassen

Einer der gefährlichsten aller Rückkopplungsmechanismen kommt nun ins Spiel – das unkontrollierbare Auftauen der Permafrostböden. Wissenschaftler glauben, dass mindestens 500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff darauf warten, aus dem arktischen Eis freigesetzt zu werden. Keiner hat bis jetzt jedoch eine Zahl genannt, um die die globale Erwärmung dadurch ansteigen würde. Ein Grad? Zwei? Drei? Die Anhaltspunkte lassen nichts Gutes erahnen.

Die Chance, eine globale Erwärmung von vier Grad zu vermeiden: gering, wenn der Anstieg drei Grad erreicht und ein unkontrollierbares Auftauen der Permafrostböden auslöst.

Erwärmung um 5 Grad Celsius

Methan vom Meeresboden beschleunigt globale Erwärmung, Eis an beiden Polen verschwunden, Menschen ziehen umher auf Suche nach Nahrung und versuchen vergebens, sich wie Tiere aus der Natur zu ernähren

“Wo es keine Zuflucht gibt”, sagt Lyna, “scheint Bürgerkrieg und der Absturz in rassische oder kommunale Konflikte eine wahrscheinlich Folge.” Isoliert überleben zu wollen, scheint jedoch genauso undurchführbar wie nach dem Zimmerservice zu klingeln. “Wie viele von uns könnten wirklich genug Wild fangen oder töten, um eine Familie zu ernähren? Selbst wenn eine große Zahl von Menschen erfolgreich aufs Land ausschwärmt, würden die Wildtier-Populationen unter dem Druck schnell schrumpfen. Für die Lebensweise eines Jägers und Sammlers benötigt man pro Person 10 bis 100 Mal so viel Land wie eine Gemeinschaft von sesshaften Bauern. Der Ausweg, im großen Maßstab auf eine Art Überlebenskampf zurückzugreifen, hätte weitere katastrophale Auswirkungen auf die Biodiversität, da die hungrigen Menschen alles töten würden, was sich bewegt.” Auch vielleicht sich gegenseitig. “Eindringlinge”, sagt Lynas, “benehmen sich den Ortsansässigen gegenüber, die ihnen Nahrung verweigern, nicht nett. Die Geschichte hat gezeigt, dass der Haushaltsvorstand und seine Familie gefoltert und getötet werden könnten, wenn ein Vorrat entdeckt wird. Schauen Sie zum Vergleich die Erfahrungen in Somalia, Sudan oder Burundi unserer Tage an, wo die Konflikte um knappes Land und Nahrung die Wurzeln der anhaltenden Stammeskriege und des Staatszusammenbruches sind.”

Die Chance, eine Erhöhung um 5 Grad zu vermeiden: vernachlässigbar, wenn der Anstieg vier Grad erreicht hat und das gespeicherte Methan am Meeresboden freigesetzt wird.

Erwärmung um 6 Grad Celsius

Leben auf Erden endet mit apokalyptischen Stürmen, Sturmfluten, Schwefelwasserstoffgas- und Methan-Feuerbälle rasen über den Globus mit der Kraft von Atombomben; nur Pilze überleben

Zunächst treibt eine kleine Störung ein mit Gas gesättigtes Wasserpaket nach oben. Beim Aufsteigen erscheinen Blasen, da das gelöste Gas durch die Druckverminderung herauszischt – genau wie eine Limonadenflasche überläuft, wenn der Deckel zu schnell abgenommen wird. Diese Gasblasen machen das Wasserpaket noch aktiver und beschleunigen seinen Aufstieg durch das Wasser. Bei seinem Aufstieg erhält es eine explosive Kraft und zieht das Umgebungswasser mit sich nach oben. An der Oberfläche schießt das Wasser Hunderte von Metern in die Luft, weil das freigesetzte Gas in die Atmosphäre knallt. Schockwellen breiten sich in alle Richtungen aus und lösen noch mehr Ausbrüche in der Nähe aus.

Die Eruption ist mehr als irgendeine positive Rückkopplungsschleife im sich beschleunigenden Prozess der globalen Erwärmung. Im Gegensatz zu CO² ist Methan entflammbar. “Selbst in der Luft – bei einer Methankonzentration von nicht mehr als 5 % –”, sagt Lynas “kann sich die Mischung durch Blitzschlag oder irgendeinen anderen Funken entzünden und Feuerbälle über den Himmel schleudern.” Der Effekt wäre ähnlich den Luft-Treibstoff-Sprengstoffen, die von den Armeen der USA und Russlands verwendet werden – so genannte “Vakuum-Bomben”, die Treibstofftropfen über dem Ziel entzünden. Laut CIA wird “wer sich in der Nähe des Zündpunkts befindet ausgelöscht. Diejenigen, die sich in der Randzone aufhalten, erleiden wahrscheinlich viele innere Verletzungen, darunter auch geplatzte Trommelfelle, schlimme Gehirnerschütterungen, Lungenrisse, Risse der inneren Organe und erblinden möglicherweise.” Solche taktischen Waffen sind Knallfrösche im Vergleich zu den Methan-Luft-Wolken aus den ozeanischen Eruptionen. Wissenschaftler rechnen damit, dass sie “das Leben auf der Erde fast vollständig zerstören könnten” (vor 251 Millionen Jahren überlebte nur ein großes Landtier, der schweinsähnliche Lystrosaurus).

Es wird geschätzt, dass eine große Eruption in der Zukunft eine Energie freisetzen könnte, die 108 Megatonnen TNT entspricht – 100.000 mal mehr als der gesamte Weltvorrat an Atomwaffen. Nicht einmal Lynas kann, trotz all seiner wissenschaftlichen Korrektheit, das Hollywood-Ende verhindern. Es ist nicht allzu schwierig, sich den schlimmsten Albtraum auszumalen: ozeanische Methan-Ausbrüche in der Nähe von stark bevölkerten Zentren, die Milliarden von Menschen auslöschen – vielleicht innerhalb von einigen Tagen. Stellen Sie sich einen Treibstoff-Luft-Feuerball vor, der auf eine Stadt zurast – sagen wir London oder Tokio –, die Druckwelle, die sich vom Zentrum der Explosion ausbreitet und die Kraft einer Atombombe hat.

Gebäude werden dem Erdboden gleich gemacht, Leute werden dort verbrannt, wo sie stehen, oder werden blind und taub durch die Kraft der Explosion. Kombinieren Sie Hiroshima mit New Orleans, nachdem der Orkan Katrina zugeschlagen hatte, um eine Vorstellung davon zu erhalten, wie die Katastrophe aussehen könnte: Verbrannte Überlebende kämpfen um Nahrung, ziehen überall außerhalb der leeren Städte herum.

Die Chance, eine globale Erwärmung um 6 Grad zu vermeiden: Null, wenn der Anstieg bereits fünf Grad erreicht hat – ein Zeitpunkt, zu dem alle Rückkopplungsschleifen ganz und gar außer Kontrolle geraten sind.

index

Six Degrees: Our Future on a Hotter Planet (“Sechs Grad: Unsere Zukunft auf einem heißeren Planeten”, deutsche Ausgabe noch nicht erschienen), von Mark Lynas, wurde 2007 erstmalig herausgegeben.