Meeresspiegelanstieg systematisch projiziert – Karten und beeindruckende Fotomontagen
Wenn wir so weitermachen wir bisher, ist neuen Untersuchungen zufolge mit einer Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur um vier Grad zu rechnen. Dann werden Eiskappen und Gletscher noch schneller abschmelzen und die Meeresspiegel noch schneller ansteigen als befürchtet. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen ist nach einer Studie der US-Forschungsorganisation Climate Central gefährdet – weltweit 470 bis 760 Millionen Menschen in Küstenregionen.
Bei einem Temperaturanstieg von nur 2 Grad wären immer noch 130 Millionen Menschen vom höheren Meeresspiegel betroffen. “Dies sind die Ausgangspunkte für die globalen Klimaverhandlungen im Dezember in Paris”, schreibt Climate Central. Die Analyse beschreibt die Auswirkungen der unterschiedlichen Erwärmungs-Szenarien für die Küsten aller Länder und aller Megastädte auf dem Planeten. Ein global durchsuchbares Mapping Choices Tool ordnet sie.
Einige der wichtigsten Erkenntnisse:
China, weltweit führend im CO2-Ausstoß, führt auch beim Küstenrisiko, mit 145 Millionen Menschen, die an Land letztlich durch steigende Meeresspiegel bedroht sind, wenn die Emissionen nicht reduziert werden.
China würde am meisten von einer Begrenzung auf 2° gewinnen, was die Gesamtzahl auf 64 Millionen verringern würde.
In zwölf weiteren Nationen leben jeweils mehr als 10 Millionen Menschen in Gefahr, angeführt von Indien, Bangladesch, Vietnam, Indonesien und Japan.
Die USA sind die am stärksten bedrohte Nation außerhalb Asiens, mit rund 25 Millionen Menschen auf entsprechendem Land.
Die Top-10 globalen Megacities mit bedrohten Populationen sind Shanghai, Hongkong, Kalkutta, Mumbai, Dhaka, Jakarta und Hanoi.
Climate Central hat eine überarbeitete Version seiner Surging Seas Risiko-Zonen-Karte eingeführt und hat die Karte aus der reinen US-Perspektive auf eine globale Abdeckung ausgedehnt (oben: Beispiel Hamburg) mit dem Ziel, ein leistungsfähiges neues Web-Tool zum globalen Verständnis und zur Kommunikation des Meeresspiegelanstiegs und der Überflutung von Küsten unter verschiedenen Szenarien von Kohlendioxydemissionen zur Verfügung zu stellen, zur besseren Information für die Küstenplanung und die weltweiten Resilienz-Anstrengungen.
Die Funktionen der New Risk Zone-Karte haben zum Inhalt:
die Fähigkeit zur Erkundung des Überflutungsrisikos bis zu 30 Meter (100 Fuß) Höhe über die Küstenlinien der Welt
Projektionen des lokalen Meeresspiegelanstiegs an mehr als 1.000 Küstenpegel auf sechs Kontinenten auf der Karte anzeigen
Hochwasserrisikoprojektionen an ausgewählten Küstenpegel innerhalb der Vereinigten Staaten eingeschlossen
Kundenspezifische Karten-Downloads via Kamera-Symbol in oberen rechten Eck des Bildschirms
Die Karte ist einbettbar und gezielt nach Stadt, Bundesland, Postleitzahl und anderen Ortsnamen durchsuchbar. Kartenbereiche unterhalb der ausgewählten Wasserstände werden als blau eingefärbte Satellitenbilder dargestellt, welche die Anfälligkeit für Überschwemmungen durch langfristigen Anstieg des Meeresspiegels, Sturmfluten und Gezeiten oder dauerhaftem Versinken durch Meeresspiegelanstieg zeigen. Kartenteile über dem ausgewählten Wasserstand werden in der Karte in weißen und blassen Grautönen dargestellt.
Schellnhuber, Hans J. : Selbstverbrennung
Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff
Alarmierender Report über die selbstzerstörerischen Folgen einer ungebremsten Erderwärmung Um jedes Zehntelgrad zu kämpfen lohne sich, davon ist Deutschlands wichtigster Klimaforscher mit internationaler Reputation überzeugt. Er streitet seit Jahrzehnten darum, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dem Klimawandel und seinen dramatischen Folgen endlich ins Auge sehen – und alles daran setzen, ihn aufzuhalten. In einem brisanten Thesenbuch spitzt er seine Kritik noch einmal zu: Nach derzeitigem Wissensstand bewegt sich unsere Zivilisation nicht auf die oft genannte Zwei-Grad-Grenze, sondern viel dramatischer auf eine Erwärmung von 3 bis 4 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu. Die fortgesetzte Verbrennung fossiler Energieträger droht zum kollektiven Suizid zu führen. Hans Joachim Schellnhuber fasst das aktuelle Wissen in aller Schärfe zusammen, damit die Politiker auf der Schicksalskonferenz in Paris im Spätherbst 2015 die letzte Chance zum Umsteuern ergreifen.
Der Potsdamer Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber über sein Buch “Selbstverbrennung” und warum er der evangelischen Kirche im Lutherjahr eine Debatte über ihren Fortschrittsbegriff nahe legt.
Herr Schellnhuber, Sie bezeichnen ihr neues Buch „Selbstverbrennung“ als ihr „Vermächtnis“. Darin verbinden Sie ihre naturwissenschaftliche Forschung mit den gesellschaftlichen Realitäten. Das hat in diesem Jahr auch der Papst mit seiner Schrift „Laudato Si!“ getan. Hat es Sie überrascht, dass ausgerechnet die katholische Kirche sich damit auf die Seite der Klimaforschung geschlagen hat?
Es hat mich deshalb nicht überrascht, weil ich in den vergangenen Jahren mehrfach Gelegenheit hatte, über die Pontifikal-Akademie Informationen in die Debatte einzuspeisen. Die Kirche hat die Erkenntnisse der Klimawissenschaft klar zur Kenntnis genommen und akzeptiert. Der zweite Grund, warum mich das nicht überrascht hat, ist der Papst selbst. In dem Moment, in dem er den Namen Franziskus angenommen hat, war das natürlich auch Programm: Franz von Assisi ist der interessanteste Heilige der katholischen Kirche. Die Solidarität mit den Schwachen, den weniger Talentierten, den Armen sowie die Harmonie mit der Natur waren seine großen Themen vor 800 Jahren, und dieser Papst hat genau das aufgegriffen. Er ist ein Visionär – und ein tapferer Mann. Das muss man im Vatikan übrigens auch sein.
Die andere große Kirche, die evangelische, hat sich in Deutschland dem Umweltthema schon früh zugewandt. Andererseits hat der Protestantismus mit seinem Arbeitsethos aber auch einiges zur Zerstörung des Planeten beigetragen. Wie sehen Sie die Umweltdiskussion in der evangelischen Kirche?
Man kann nicht sagen, dass der Umweltdiskurs dort nicht stattfindet. Aber die wahre Leidenschaft ist bisher nicht entstanden. Das Klimathema gehört irgendwie zum thematischen Kanon eines Seelsorgers, der die spirituelle Betrachtung der Welt vollzieht. Aber ich glaube auch, dass die evangelische Kirche, ähnlich wie die deutschen Gewerkschaften, ein Problem mit ihrem Fortschrittsbegriff hat: der Glaube an die permanente materielle Wohlstandssteigerung. Das Luther-Jubiläum 2017 wäre ein guter Zeitpunkt, um zu fragen: Braucht nicht auch die evangelische Kirche einen neuen Fortschrittsbegriff, der eher die Bewahrung der Schöpfung in den Vordergrund rückt als die immerwährende Expansion der fleißigen, unermüdlich schaffenden Menschen über die Erde,. Vielleicht finden sie Erfüllung in der Arbeit – aber kein Glück.
Die Frage, wie Armut überwunden werden kann, ohne den Klimawandel weiter anzufeuern, ist allerdings von beiden Kirchen nicht wirklich beantwortet. Wie sehen Sie das: Verhindert Klimaschutz die Überwindung von Armut? Oder verhindert der Klimawandel die Überwindung der Armut?
Diese Frage hat mich jahrelang gequält. Franziskus macht ja etwas sehr Geschicktes: Er referiert die Aussagen ganzer Gruppen von Bischöfen und Kardinälen. Er ist ein extrem guter Diplomat – anders könnte er auch als tapferer Mann kirchenpolitisch nicht überleben. Aber die Widersprüchlichkeit ist zu spüren. Steht Umwelt, die Bewahrung der Natur wirklich gegen die Entwicklungschancen der Mehrheit der Menschen? Inzwischen bin ich zu einer klaren Antwort gekommen: Es ist kein Gegensatz, ganz im Gegenteil! Es ist nicht die Armut, die die Umwelt zerstört. Es ist der Reichtum. Es ist die oberste Wohlstandsmilliarde der Menschen, die den Klimawandel verursacht. Die unterste Milliarde wird vielleicht Feuerholz suchen, aber bei der Zerstörung der Erde fällt das nicht ins Gewicht. Natürlich gibt es einen Druck auf die regionalen Ökosysteme. Aber selbst der wird stärker von multinationalen Agrarkonzernen ausgeübt – wie etwa beim Sojaanbau oder beim Anlegen von Palmölplantagen – als von der lokalen Bevölkerung. Die zweite große Verfälschung der Wirklichkeit liegt in der Behauptung, dass man um der Armen willen die Entwicklung, also etwa den Bau von Kohlekraftwerken, vorantreiben müsse. In Indien beispielsweise entlarvt sich das als blanke Schutzbehauptung. Zu der Vorstellung, dass man die letzte Inderin oder den letzten Inder irgendwo in einem abgelegenen Ort mit einem zentralen Stromnetz erreichen könnte, kann ich nur sagen: Viel Glück, da könnt Ihr lange warten. Die zusätzliche Elektrifizierung durch Kohlekraftwerke dient vor allem der Ober- und Mittelschicht. Die Armen werden gewissermaßen als menschliches Schutzschild verwendet, um eine Industriepolitik voran zu treiben, die den Eliten nützt. Das, was das Klima schützt, nützt zumeist auch den Armen: Also erneuerbare, dezentrale Energien, Recycling und ein effektiverer Umgang mit Ressourcen. Es ist für mich eine wichtige Erkenntnis, dass das, was zusammengehört, auch faktisch zusammenpasst.
Die neue soziale Frage?
Es ist jedenfalls nicht mehr der Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Es geht inzwischen um den Ausgleich zwischen den heutigen und künftigen Generationen sowie zwischen Zentrum und Peripherie. Der Gegensatz besteht zwischen denen, die wirtschaftliche Macht besitzen, und die leben im Jetzt, und den „Unterliegern“ im Sinne eines Flusses, die keine Chance haben, an der Verteilung mitzuwirken. Eine Sozialdemokratie heute sollte die soziale Frage so stellen: Wie teile ich mit denen, die noch nicht geboren sind? Und: Wie teile ich mit denen, die an den Rändern der Weltwirtschaft vegetieren und bestenfalls als Zulieferer in den Sweat Shops in Kambodscha oder Bangladesch zählen. Das ist die himmelschreiende soziale Frage der Gegenwart, und erst, wenn die Sozialdemokratie diese Solidarität neu begreift, werde ich sie auch wieder Ernst nehmen.
Sie haben es in der Klimadebatte mit dem Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderung (WBGU) aber auch durch ihre Beratertätigkeiten geschafft, das Zwei-Grad-Ziel als Orientierungspunkt zu etablieren. Die globale Temperatur sollte nicht über die Zwei-Grad-Marke im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung steigen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Wenn man eine Einsicht gewonnen hat, muss man beharrlich zu ihr stehen. Aber man muss auch ein bisschen Glück haben. Man muss Ohren finden, die sich öffnen, wenn man redet, und es müssen wichtige Ohren sein. Das kann man nicht planen. Aber, die Kraft von Ideen ist größer, als allgemein angenommen wird. Sie gehen ihren Weg. Langsam, manchmal beschleunigt durch Naturereignisse. Das ist kein Trost, weil wir beim Klimawandel auf jede Stunde angewiesen sind, um zu handeln. Trotzdem ist Geduld notwendig. Doch man muss die Entscheidungsträger auch nerven. Man muss immer wieder nachfragen. Oft wird man abgewimmelt, oder es wird ausgewichen. Man muss dann halt weiter nerven. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel beim 20-Jahres-Kongress des WBGU sehr schön formuliert. Sie hat gesagt: „Fallen Sie uns auch weiterhin auf den Wecker. Das ist Ihre Aufgabe.“
Allein in meiner Lebenszeit hat sich die Welt gewaltig verändert. Den Mauerfall hatte ich nicht erwartet, oder das mobile Geld in Kenia. Heißt das im Umkehrschluss nicht auch: Veränderungen können auch ganz schnell passieren?
Die nicht-linearen und abrupten Entwicklungen in der Gesellschaft sind vielleicht sogar noch interessanter als die in der Natur. Und das ist ein Grund zur Hoffnung. In Paris wird es wohl einen bescheidenen Verhandlungserfolg geben, aber keinen Anlass, uns entspannt zurückzulehnen. Aber das Tempo, in dem Innovationen stattfinden, hat sich seit dem Beginn der Industrialisierung gewaltig beschleunigt. Und das geschieht auch im Augenblick: Das neue System, das überlebensfähige, also die erneuerbaren Energien, zerstören das alte System. Das ist bereits tot, hat es aber noch nicht wahrgenommen.
Moralisch überholt.
Auch ökonomisch und technisch. Da kommt die Psychologie der Investoren ins Spiel. Wenn eine Idee ganz neu ist, und der Marktanteil klein, dann ist sie nicht attraktiv, weil man das Neue als Spinnerei und riskant abtut. Wenn der Anteil mal mehr als ein Drittel oder schon die Hälfte ist, ist die Idee nicht mehr interessant, weil es quasi alle machen. Aber im Moment kippt das System. Die Investitionen werden aus den fossilen Geschäften wie der Kohle abgezogen und in erneuerbare Energien gesteckt. Wenn ein Investor die Wahl hat, in ein neues Kohlekraftwerk zu investieren, oder in ein großes Solarkraftwerk, dann ist völlig klar, was der Investor tun wird. Alles kann sehr schnell gehen und das muss es auch. Denn mit den normalen Raten an Innovation, Effizienzsteigerung und so weiter, werden wir die Zwei-Grad-Linie nicht halten. Die Entwicklung muss also nicht-linear verlaufen. Das fossil-nukleare System dürfte implodieren wie die Sowjetunion implodiert ist. Es könnte allerdings auch anders herum kommen, dass wir nämlich zurück ins alte System schwingen. Und dann sehe ich schwarz für die Menschheit.
Ist Klimaschutz nur Politik und Wirtschaft?
Wir Verbraucher treffen täglich Konsumentscheidungen mit großen Auswirkungen auf das Klimasystem. Wenn wir alle nur noch einmal in der Woche Fleisch essen oder sogar ganz darauf verzichten würden, hätte das einen unmittelbaren Klimanutzen – und würde Landkonflikte mindern, weil weniger Anbaufläche für Viehfutter gebraucht würde. Eigentlich gibt es genug fruchtbare Böden auf der Welt, um alle zu ernähren. Ich will weg davon, dass man immer bequem mit dem Finger auf andere deutet: das System, das Kapital, die Firmen. Ja sicher. Aber selbst die größten Konzerne brechen zusammen, wenn die Kunden sie meiden. Sehr viele Kleininvestoren können scheinbar übermächtige Institutionen in die Knie zwingen. Deshalb plädiere ich ja auch für den Klimaschutz als Weltbürgerbewegung.
Die Konsumenten haben Macht, das ist wahr. Aber oft sind sie allein und nicht organisiert.
Klimaschutz muss zweifellos auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Natürlich braucht es die politische Ebene. Auch Führungsstärke ist nötig. Aber eben vor allem die Verantwortung des Einzelnen.
Es kommt viel schneller, sehr viel dicker als gedacht – wenn wir nicht endlich ernsthaft, radikal und schnell handeln.
James Hansen ist immer für eine Überraschung gut. In jedem Fall horcht alle Welt auf, wenn sich der umtriebige Klimawissenschaftler (ehemals NASA, jetzt am Earth Institute der Columbia University) zu Wort meldet. Und das hat er jetzt wieder: Nur wenige Monate vor dem Klimagipfel in Paris veröffentlicht er eine gemeinsam mit anderen Wissenschaftler/innen verfasste Studie zum Meeresspiegelanstieg. Interessanterweise ist die Studie nicht – wie sonst eher üblich – „peer reviewed“, sondern das wissenschaftliche Review findet live und öffentlich zu verfolgen als interaktive Diskussion auf der Website des Open Access Journalis Atmospheric Chemistry and Physics Journals statt.
Hansen selbst begründet dieses Vorgehen mit dem Zeitfaktor: Die Ergebnisse seien dermaßen alarmierend, dass man es sich schlicht nicht leisten könnte, Monate zu warten, bis sie veröffentlicht werden. Die Politik soll vor dem Klimagipfel in Paris Kenntnis haben von dem, was er und sein Team herausgefunden haben.
Die Studie wird bereits seit Tagen in den Medien diskutiert, u.a. in der Washington Post und in der Huffington Post. Die beunruhigenden Fakten, die die Wissenschaftler/innen auf den Tisch legen: Erdgeschichtlich haben Zeiten, in denen es nur 1°C wärmer war als heute, zu einem Meeresspiegelanstieg von 5 bis 9 Metern geführt. Das liegt wohl an der Erwärmung der Ozeane, mit denen die Eisschollen Kontakt haben. Wir können uns laut Hansen auf mehrere Meter Meersspiegelanstieg in den kommenden 50 Jahren sowie erhebliche Stürme einstellen. Das liegt weit über den Annahmen des letzten Sachstandsberichts des Weltklimarats.
Hansen und sein Team kommen zum Schluss:
„We conclude that 2 °C global warming above the preindustrial level, which would spur more ice shelf melt, is highly dangerous.“
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung sind auch die Expert/innen des „Structured Expert Dialogue (SED)“ der UN Klimarahmenkonvention (UNFCCC) gekommen. Sie haben im Mai 2015 ihren technischen Bericht vorgelegt, nachdem sie zwei Jahr lang geprüft hatten, wie adäquat das 2°C-Ziel ist
Was machen unsere Staats- und Regierungschefs und -chefinnen nun, wenn ihnen die Wissenschaft auf der einen Seite erklärt, dass das 2°C-Limit weder ein Ziel sein sollte noch uns in irgendeiner Weise ausreichend vor katastrophalem Klimawandel schützen wird, und auf der anderen Seite die Stimmen derjenigen lauter werden, die sagen, das 2°C-Ziel sei politisch und technologisch nicht zu halten; man müsse sich halt auf einen „Overshoot“ einstellen und planen, mit Geoengineering zusätzliches CO2 aus der Atmosphäre zu holen?
Darauf gibt es keine einfache Antwort. Aber zumindest ein paar einfache Nachfragen seien erlaubt: Was bitteschön ist denn „politisch realistisch“? Ist es politische realistisch, eine Welt mit einem 10 Meter höheren Meeresspiegel, häufigen Extremwetterereignissen und Milliarden von Klimaflüchtlingen zu „managen“? Ist es politisch realistischer, dass sich die Regierungen kleiner Inselstaaten und Bürgermeister/innen großer Küstenstädte um die Umsiedlung von Millionen von Menschen kümmern, als dass sich ein paar Millionen Europäer/innen, Nordamerikaner/innen, Australier/innen und Japaner/innen mit weniger und sauberer Energie sowie weniger Flugreisen zufriedenstellen lassen?
Ja, eine schnelle, radikale und endgültige Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und Lebensweisen ist möglich. Schwer dabei ist nur die Überwindung des Widerstands derjenigen, die dabei viel zu verlieren haben.
Zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche befasst sich eine Enzyklika mit Klimaschutz und Umwelt. Papst Franziskus mahnt in seiner Schrift eine radikale Umkehr an und ein Ende des ‚unersättlichen und unverantwortlichen Wachstums‘.
Tagesthemen: Enzyklika veröffentlicht – PAPST wirbt für Umweltschutz und erneuerbare Energien – 18.06. 2015
Kardinal Marx lobt Enzyklika “Laudato si” von Papst Franziskus, nachdem ich den Kardinal noch kurz vorher in Mainz bei einer Veranstaltung der GRÜNEN in der Rheingoldhalle gesehen hatte.
USA: selbst ultrareaktionäre FOX NEWS werden (teilweise) nachdenklich
Der Papst wird von einem sehr merkwürdigen Gast in FOX News andererseits zum “gefährlichsten Menschen auf Erden” erklärt.
CNN: Position des Papstes wird enormen Einfluss haben
Nachhaltigkeit – Wir zerstören die Grundlagen unserer Existenz schneller als die Natur sie reparieren kann. Wenn wir unsere “Business-as-usual”-Behandlung des Planeten fortsetzen, werden künftige Generationen nicht nur dem ökologischen Kollaps, sondern auch großen Herausforderungen in den Bereichen Frieden, Sicherheit und Entwicklung gegenüber stehen.
Es liegt in unserer Verantwortung, einen Paradigmenwechsel von kurz- zu langfristigem Denken herbeizuführen, um zu gewährleisten, dass wir unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt übergeben. Deshalb brauchen wir regionale, nationale und internationale Institutionen, die Nachhaltigkeitsprobleme und zukünftige Bedrohungen erkennen und auf eine nachhaltige Planung und Entscheidungsfindung in der Politik achten.
Die 70. Generalversammlung der Vereinten Nationen im September wird in der Vereinbarung der Sustainable Development Goals (SDGs) gipfeln, die die weltweiten Entwicklungsziele bis zum Jahr 2030 umreißen. Die SDGs sollen sowohl den Rahmen für eine gerechte Entwicklung in nächster Zukunft als auch im Hinblick auf zukünftige Generationen schaffen. Aber Menschen können nicht langfristig denken und handeln, wenn sie täglich um ihre Existenz kämpfen müssen.
Der Klimawandel wirkt sich am stärksten auf die ärmsten Menschen auf unserem Planeten aus, indem er ihr Grundrecht auf Nahrung, Wasser und Schutz bedroht. So wird es einem Großteil der Weltbevölkerung unmöglich gemacht, sich auf eine Art zu entwickeln, die die Rechte künftiger Generationen nicht gefährdet.
Arme und schwache Menschen müssen geschützt werden
In einer Welt, in der kurzfristige Lösungen Vorrang vor den Bedürfnissen der zukünftigen Generationen haben, ist es besonders wichtig, sicherzustellen, dass auch sie eine Stimme haben. Daher müssen wir politische Rahmenbedingungen schaffen, die die gegenwärtig Armen und Schwachen schützen, ohne deren Schutz in der Zukunft zu vernachlässigen.
Dazu ist mehr notwendig als die Umstellung von fossilen zu erneuerbaren Energien. Es erfordert ein Verständnis des Konzepts der Menschenrechte, das für heutige und zukünftige Generationen greift und lokale und globale Teilungen überbrückt. Nur auf dieser Basis können wir widerstandsfähigere und gleichberechtigte Gesellschaften schaffen.
Viele Institutionen denken und arbeiten noch immer in Silos anstatt ihre Lösungen so zu konzipieren, dass sie den Herausforderungen einer zunehmend vernetzten Welt gerecht werden. Vielen Lösungsversuchen fehlen Ganzheitlichkeit und Kohärenz.
Wir müssen Silo-basiertes Denken durchbrechen, sowohl bei Regierungen und den Vereinten Nationen als auch in der Zivilgesellschaft, sodass Herausforderungen in einem größeren inhaltlichen und zeitlichen Rahmen gesehen werden. Wenn wir die existierenden Modelle und Praktiken nicht hinterfragen, laufen wir Gefahr, zukünftigen Generationen eine Welt drastisch verminderter Möglichkeiten zu übergeben.
Die gute Nachricht ist, dass viele politische Lösungen bereits vorhanden sind. Wir müssen also keinesfalls bei Null anfangen. Wir können von diesen zukunftsweisende Strategien lernen und auf vorhandene Erfolgsgeschichten aufbauen.
Eine solche Erfolgsgeschichte wurde z.B. in Ungarn geschrieben, wo die Regierung im Jahr 2008 einen Kommissar für zukünftige Generationen etablierte, um den Schutz der Umwelt zu stärken und Generationengerechtigkeit zu fördern. Als einer der ersten seiner Art hatte der ungarische Kommissar die Aufgabe, das verfassungsrechtlich verankerte Grundrecht auf eine gesunde Umwelt zu gewährleisten.
Als offizieller Mandatsträger, der vom nationalen Parlament ernannt und mit der Vertretung der Interessen der Bürger beauftragt ist, kann der Kommissar die Verpflichtung, die Interessen zukünftiger Generationen zu wahren, effektiv umsetzen.
Ein Gesetz zum „Wohlbefinden zukünftiger Generationen”
Auch in Wales hat die Regierung gerade ein Gesetz zum “Wohlbefinden zukünftiger Generationen” erlassen, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der heute Lebenden erfüllt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen einzuschränken. Enthalten ist u. a. die Schaffung eines Kommissariats für zukünftige Generationen in Wales, das die Aufgabe hat, die Rechte unserer Nachkommen zu schützen.
Während solche Erfolge sehr inspirierend sind, können gute politische Maßnahmen selten einfach als Patentlösung angesehen und kopiert werden – sie müssen an die jeweiligen lokalen Umstände und Bedürfnisse angepasst werden, um wirklich effektiv zu sein. Der Austausch von Erfahrungen ist von entscheidender Bedeutung, um politische Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen, eine nachhaltige Zukunft für alle zu gewährleisten.
Ende April wird eine globale Gemeinschaft von politischen Entscheidungsträgern und Institutionen, die daran arbeiten, die Rechte künftiger Generationen zu wahren, in Cardiff zusammenkommen, um den Erlass des walisischen Gesetzes zu würdigen und den laufenden Dialog über beste politische Lösungen fortzusetzen. Teilnehmer und Referenten aus der ganzen Welt, darunter Kanada, Ungarn, Finnland und Deutschland, werden erörtern, welche Rolle subnationale Regierungen bei der Umsetzung der Post-2015-Agenda spielen können.
Solche Initiativen zeigen, dass spezielle Mechanismen wichtige Prozesse wie die Definition und Umsetzung der SDGs und die Stabilisierung des Klimas unterstützen und erleichtern können und deshalb von Zivilgesellschaft und Regierungen gleichermaßen unterstützt werden sollten. Wir können in diesem Jahr die Weichen zur Schaffung von politischen Rahmenbedingungen für eine gerechte und nachhaltige Welt stellen. Wenn wir aber weiterhin nicht handeln, bedrohen wir damit alle unsere Errungenschaften und unsere Hoffnungen für die Zukunft. Die Entscheidung liegt bei uns.
ZUKUNFT Zum Erreichen des 2-Grad-Ziels müssen riesige Energievorkommen in der Erde bleiben. EU, Golfstaaten und Russland Verlierer
VON BERNHARD PÖTTER
BERLIN taz | Bei einem ernsthaften globalen Klimaschutz würden viele Länder und Konzerne eine Menge Geld verlieren: Wenn die Erwärmung der Atmosphäre bis 2100 bei 2 Grad Celsius gestoppt werden soll, müssen insgesamt 88 Prozent der weltweiten Reserven an Kohle, 52 Prozent der Gasvorkommen und 35 Prozent der Ölvorräte im Boden bleiben. Das ist das Ergebnis einer Studie des britischen University College in London, die jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde. Die Untersuchung zeigt auch, welche Regionen am meisten betroffen wären: Europa, die USA, Japan und Australien würden auf ihrer Kohle sitzen bleiben, die Mittlere Osten auf seinem Gas und Kanada auf seinen Teersänden. Auch die umstrittene Ölsuche in der Arktis wäre ein Verlustgeschäft.
Neu an der Untersuchung ist ein genauer Blick, welche Rohstoffe „unbrennbar“ sind, weil sie das „Kohlenstoffbudget“ der Erde überschreiten. Bereits vor einigen Jahren hat die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris errechnet, dass etwa zwei Drittel aller fossilen Brennstoffe nicht verheizt werden dürfen, wenn das von allen Staaten akzeptierte 2-Grad-Ziel erreicht werden soll. In dem aktuellen Papier errechnen die Forscher, wo Öl, Kohle und Gas in den nächsten Jahrzehnten noch so billig zu fördern sind, dass diese Brennstoffe auch unter einem strengen Klimaregime bis 2050 auf den Markt kämen. Die komplexen Modelle zeigen gravierende Probleme für die Energiepolitik vieler Regionen: So müssten die Ölstaaten am Persischen Golf auf die Ausbeutung von 38 Prozent ihrer Reserven verzichten. In Kanada rechnen sich die umstrittenen Teersand-Projekte nicht, 75 Prozent der Reserven blieben damit unberührt. Die USA wiederum könnten über 90 Prozent des heimischen Öls fördern, weil die Kosten für Produktion und Vertrieb gering sind. Und allein aus ökonomischen Gründen sollten „alle arktischen Ressourcen als unverbrennbar eingestuft werden“.
Beim Gas könnten nach diesen Modellen die Golfstaaten, die Staaten der ehemaligen Sowjetunion und Lateinamerika rund 60 Prozent ihrer Reserven nicht antasten. Vor allem aber würde echter Klimaschutz einen Abschied von der Kohle bedeuten: Die USA und Russland könnten nur noch 10 Prozent ihrer Reserven ausbeuten, China und Indien nur noch 35 Prozent. Selbst die Einführung der umstrittenen und nicht erprobten Abtrennung und Speicherung des CO 2 aus der Kohle (CCS) hätte darauf nur „einen relativ bescheidenen Einfluss“. Insgesamt sei der „Instinkt der Politiker, schnell und vollständig die fossilen Brennstoffe ihrer Länder auszubeuten“, nicht mit dem Klimaschutz zu vereinbaren, schreiben die Autoren. Auch Geld für neue Gas- und Ölfelder sei verschwendet, denn „Entdeckungen können nicht zu mehr Produktion führen“.
Der Zweifel am Sinn von Investitionen breitet sich inzwischen auch in der Wirtschaft immer weiter aus. Erst im Dezember warnte die Investitionsbank Goldman Sachs, weltweit stünden Ölprojekte für mehr als eine Billion Dollar auf der Kippe, weil der Ölpreis unter 60 Dollar pro Fass gefallen war. Inzwischen liegt er bei unter 50 Dollar.
Beim Gas könnten nach diesen Modellen die Golfstaaten, die Staaten der ehemaligen Sowjetunion und Lateinamerika rund 60 Prozent ihrer Reserven nicht antasten. Vor allem aber würde echter Klimaschutz einen Abschied von der Kohle bedeuten: Die USA und Russland könnten nur noch 10 Prozent ihrer Reserven ausbeuten, China und Indien nur noch 35 Prozent. Selbst die Einführung der umstrittenen und nicht erprobten Abtrennung und Speicherung des CO 2 aus der Kohle (CCS) hätte darauf nur „einen relativ bescheidenen Einfluss“. Insgesamt sei der „Instinkt der Politiker, schnell und vollständig die fossilen Brennstoffe ihrer Länder auszubeuten“, nicht mit dem Klimaschutz zu vereinbaren, schreiben die Autoren. Auch Geld für neue Gas- und Ölfelder sei verschwendet, denn „Entdeckungen können nicht zu mehr Produktion führen“.
Eine Visualisierung und Zusammenfassung der signifikantesten Aussagen des „Intergovernmental Panel on Climate“. Produziert vom „International Geosphere-Biosphere Programm”, “Globaia” und finanziert von der UN.
Mir gefällt der Film nicht. Keine verständliche Sprache und Risiken sind schwer zu erkennen. Ein typischer Kompromiss Film.
Fast zweitausend Jahre lang hat das Assyrische Reich den Mittleren Osten beherrscht. Vor etwa 2.700 Jahren ist das mächtige Reich im heutigen IS-Gebiet zwischen Nord-Irak und Syrien implodiert. Fortan wurde es von den Hethitern (den heutigen Türken) und den Babyloniern (heute Irak) beherrscht. Jüngste Erkenntnisse über seinen Zusammenbruch lösen in Israel Sorge aus.
Der plötzliche Zusammenbruch sei eine Folge von Überbevölkerung und Dürre gewesen. Diese Erkenntnisse eines türkisch-amerikanischen Forscherteams lösen ausgerechnet in Israel Sorgen aus. Israel steht auf dem internationalen Index überbevölkerter Länder an zweiter Stelle nach Singapur und vor Kuwait. Zugleich wird wegen des Klimawechsels zunehmende Dürre in der ganzen Region vorhergesagt. Adam Schneider von der „University of California“, San Diego, und Selim Adali von der Istanbuler Universität behaupten, erstmals einen Zusammenhang zwischen Klimawechsel und dem Untergang einer Supermacht hergestellt zu haben. Sie veröffentlichten ihre These im Journal „Climatic Change“ mit einem Spruch des Königs Sanherib als Titel: “Keine Ernte eingefahren”.
Im Jahr 701 vor Christus ist unter König Hiskia in Judäa ein von Ägypten und den Babyloniern gestützter Aufstand gegen die Assyrer ausgebrochen. Sanherib kam und belagerte das von Hiskia mit einem bis heute erhaltenen unterirdischen Wassertunnel und mit Mauern befestigte Jerusalem. Doch der assyrische König musste wegen eines Aufstandes in Ninive unverrichteter Dinge heimkehren, zumal laut Bibel „Boten Gottes 185.000 im Lager der Assyrer getötet hatten“ (2. Könige 19,35).
Die Forscher behaupten, dass die Wirtschaft wegen fünfjähriger Dürre und Überbevölkerung zusammengebrochen und das politische System durch Bürgerkriege erheblich geschwächt worden sei. Deshalb wäre die Supermacht zum Raub anderer Völker geworden. Ninive wurde 612 vor Christus von Babyloniern und Medern eingenommen.
In der ehemaligen assyrischen Hauptstadt Ninive hat übrigens die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) vor kurzem das Grab des biblischen Propheten Jona abgerissen.
Börsenkolumnist Dr. Bernd Niquet in seinem Börsenbrief zu dem Buch von Karen Duve “Warum die Sache schiefgeht – Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen”
“Ich denke zwar weiterhin, dass wir unsere natürliche Umwelt systematisch zerstören, möchte aber trotzdem lieber von unfähigen Politikern und korrupten Wirtschaftsführern regiert werden als von so einer Fascho-Öko-Tussi. Lieber in Freiheit umkommen als in einer Diktatur weiterleben.”
Vermutung: Dr. Bernd Niquet ist ein älterer weißer Mann, keine Kinder, isst gerne gutes Fleisch, liebt sein dickes Auto und Südsee Urlaub und und …. aber um Himmelswillen stopp, nicht spekulieren. Vielleicht ist er auch ein Idealist, hat geniale Ideen wie wir den Klimawandel anders stoppen und sorgt sich rührend um seine Kinder. Was schwer fällt zu glauben, ist sein Sachverstand in Sachen Risikoabschätzung.
Hier der volle Text im “Doersam-Brief” vom 9.11.2014
Warum die Sache schiefgeht, von Dr. Bernd Niquet
Es war dieser Satz über den Zustand unserer Welt, der mich in den Bann gezogen hatte: “Alle, die es wissen wollen, wissen sehr gut, was da auf uns zukommt.” Denn ist das nicht genau die These, die ich in meinem neuen Buch “Die bewusst herbeigeführte Naivität” selbst vertrete, dessen Erscheinen ich Ihnen hier feierlich mitteilen kann?
Meine in diesem Buch ausgebreitete Auffassung lautet: Unsere moderne Welt ist so komplex, dass kaum noch jemand in der Lage ist, sie zu begreifen. Ihre Grundlagen sind hingegen eigentlich für jeden sehr einfach zu verstehen, und damit die Frage, was richtig und was falsch ist.
Aus diesem Grunde habe ich mir dann das Buch von Karen Duve “Warum die Sache schiefgeht – Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen” gekauft. Doch großer Gott, ich habe keineswegs erwartet, was da auf mich zukommt.
Es beginnt bereits auf der ersten Seite. Da will die Autorin mit der Gehirnforschung zeigen, wie wir Menschen uns schwertun, eine “noch nie dagewesene Katastrophe zu begreifen.” Es passiert selten, dass ich bei einem Buch bereits beim dritten Satz wütend werde, doch hier ist das so.
Denn hier wird suggeriert, es gäbe ein richtiges und ein falsches Wissen. Frau Duve möchte also, dass wir alle einer Meinung sind und alle die richtige Weltsicht haben. Kommt einem das nicht gerade zum 25sten Jubiläum des Mauerfalls merkwürdig vertraut vor?
Als Börsianer weiß ich gut genug, dass wir nur dann eine Zukunft haben, wenn unsere Meinungen über die Zukunft divergieren. Wären wir plötzlich alle einer Meinung, würde das System zusammenbrechen. Denn wenn plötzlich jeder verkaufen wollte, gäbe es keine Käufer mehr. Und ist das nicht in unserer Gesellschaft genauso?
Es geht hier also anscheinend um Diktatur. So wie der Marxismus-Leninismus in der DDR das wissenschaftlich fundierte Weltbild der Arbeiterklasse abgeben sollte, möchte Frau Duve uns heute die Ergebnisse der Klimaforschung als wissenschaftlich fundiertes wahres Abbild der realen Welt überstülpen.
Wer sich einmal mit Modelltheorie befasst hat, weiß, dass kein Forscher in der Lage ist, die Ausbreitung auch nur eines einzelnen Gases in der Atmosphäre vollständig zu beschreiben. Doch diese dumme Nuss von Autorin glaubt unbesehen, dass man die Klimaerwärmung der Erde bis zum Jahr 2100 numerisch bis auf die erste Nachkommastelle genau berechnen kann. Da bleibt mir fast die Luft weg.
Nach der Einleitung habe ich das Buch weggeworfen, weil ich mich nicht weiter ärgern möchte. Erreicht hat das Buch bei mir genau das Gegenteil dessen, was beabsichtigt war. Ich denke zwar weiterhin, dass wir unsere natürliche Umwelt systematisch zerstören, möchte aber trotzdem lieber von unfähigen Politikern und korrupten Wirtschaftsführern regiert werden als von so einer Fascho-Öko-Tussi. Lieber in Freiheit umkommen als in einer Diktatur weiterleben.
Für Anregungen, Kritik und Kommentare haben wir immer ein offenes Ohr, selbstverständlich auch für lobende Worte. Wir freuen uns auf Ihre Meinung: mailto:[email protected]
Karen Duve in der taz:
“Selbstverständlich sind auch die Politik, der Kapitalismus und der Mensch als Gattung schuld. Vor allem aber ist es eine kleine Kaste ehrgeiziger, machtbesessener und risikobereiter Männer – teilweise echte Psychopathen –, die seit Urzeiten die Weltläufe und die Ideologien bestimmt und die langfristigen Interessen der Menschheit für den kurzfristigen Vorteil ihres Unternehmens aufs Spiel setzt, und zwar in jeder Staatsform, wie man am realen Kapitalismus sehen kann und am realen Sozialismus sehen konnte.”
Die jetzt sich verstärkende Verdunkelung desgrönländischen Eisschildeskann sichauf die ganzeWeltauswirken. Weltweitführenden Experten, die die riesigen Eisflächenbeobachten, sind “fassungslos”. Im vergangenen Jahr wurde das Eis sehr viel dunkler. Es besteht die Gefahr einer gefährlichen “Rückkopplungsschleife“. Es wird weniger Sonnenlichtreflektiert unddie globale Erwärmung verstärkt. Das kann mehr Waldbrände und noch mehr Ruß bringen.
Da dieArktis wärmer wird, brennen die Wälder im Norden wie nie zuvor inden letzten 10.000 Jahren. Eine Bestandsaufnahme im August 2014: Waldbrände und “schwere Dürren” wechselten sich mit “Monsun”-Regenfällen in den westlichen Staaten der USA ab. Die extremsten Walbrände wüteten in den nördlichsten Gebieten unserer Erde: In Kanada, Sibirien und Schweden.
Mehrals 3,3Millionen Hektar sind in diesem Jahr alleine inden kanadischen NorthwestTerritoriesverbrannt, fast neun Malderlangfristige Durchschnitt. Ergebnis: verkohltenFlächen, größerals die US Bundesstaaten StaatenConnecticutund Massachusetts.
Für Kalifornien ist 2014 eines der schlimmsten Waldbrand-Jahre in der jüngeren Vergangenheit. Es ist bereits das dritte Jahr einer der schlimmsten Dürren in dem westlichen Bundesstaat seit Jahrzehnten. Durch starke Winde und extrem trockene Wälder werden die Brände weiter angefacht.